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Der ahnungslose, paranoide Chef

Beitrag von Big-Ender, am 18.09.2012
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Vergangenen Samstag hantierte mein Chef, Besitzer eines kleinen Computergeschäfts, am Laptop eines Kunden herum. Genauer gesagt, hatte er ihn schon beinahe vollständig in seine Bestandteile zerlegt, DVD-Laufwerk, Prozessor und RAM getauscht, bevor er mich aufforderte, ein Ersatzgerät vorzubereiten, das wir dem Kunden zur Verfügung stellen können bis der Laptop repariert ist, da er inzwischen davon ausging, dass das Mainboard defekt sei, für das wir natürlich keinen Ersatz vorrätig hatten.

Unterdessen bastelte er weiter am Laptop herum und als ich mit einem "Ersatzgerät" zu ihm ging, entdeckte ich zwischen den Einzelteilen eine CD aus meiner "Sammlung", die ich sowohl privat als auch auf der Arbeit nutze.

Ich: "Was willst Du denn hiermit?"
Chef: "Ach, sorry! Ich konnte meine Kiste mit den Boot-CDs nicht finden, deshalb habe ich mir eine von Deinen ausgeliehen."
Ich: "Das ist ja O.K., aber das ist eine CD für die SPARC-Architektur." (Das stand auch dick und fett drauf.)
Chef: (WTF?) "Und?"
Ich: "Na, dass die hier nicht funktioniert, ist kein Wunder."
Chef: "Ist die kaputt? Warum schmeißt Du sie dann nicht weg?"
Ich: "Die CD ist in Ordnung, aber nicht für PCs geeignet. Dafür brauchst Du x86."
Chef: "Aber da steht doch Linux drauf, das ist doch für PCs."
Ich: "Nicht ausschließlich. Deshalb habe ich auch die Architektur darunter geschrieben, in diesem Fall eben SPARC."
Chef: "Ach so. Ich habe mich schon gewundert, warum manche CDs mehrfach vorhanden waren nur mit einem anderen Untertitel, aber dieses x86 kam mir irgendwie komisch vor. Das x steht doch normalerweise für irgendwas Illegales wie Hackerprogramme." [sic]
Ich: "Und warum hast Du dann nicht einfach eine von den Windows-CDs genommen?" (Die ebenfalls in meiner CD-Tasche waren.)
Chef: "Da stand ja nicht drauf, ob die bootfähig sind und ich will auch nicht, dass Microsoft rausbekommt, dass es in meinem Geschäft kopierte CDs gibt."
Ich: "Du musst ja Windows nicht gleich installieren, nur um zu überprüfen, ob der Computer von der CD starten kann. Außerdem ist es egal, ob die Installations-CD original oder gebrannt ist, solange es eine gültige Lizenz für die Installation gibt."
Chef: "Man weiß ja nie, was die alles machen, um kleinen Leuten etwas anzuhängen."

Der Laptop hatte übrigens "nur" eine defekte Festplatte, aber nachdem er auch nicht von der (falschen) CD starten wollte, hat mein Chef einfach angefangen alles auszutauschen (außer die CD selbst) bis für ihn nur noch das Mainboard als Übeltäter übrig blieb. Aber statt seinen Fehler einzusehen, einer fremden, mehr oder weniger zufällig ausgewählten CD blind zu vertrauen, deren Beschriftung man zudem offenbar auch nur zur Hälfte verstand, wollte er mir anschließend erklären, wie ich meine CDs beschriften und sortieren soll, denn "Linux" bedeutet ja schließlich automatisch, dass es auf jedem PC läuft (selbst wenn ausdrücklich etwas anderes darunter steht).


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