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Nachmietersuche

Beitrag von Shred, am 23.05.2008
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Es gibt wirklich Situationen im Leben, da fragt man sich, ob der Rest der Welt bescheuert geworden ist oder ob man es gerade nur mit einem Konzentrat von Bekloppten zu tun hat.

Meine Frau und ich wohnten damals nicht schlecht, Erstmieter in einem netten Neubau, mit freundlichen Nachbarn und ruhiger Gegend. Nach etwa drei Jahren bekamen wir dann über gute Connections ein einmaliges Angebot für eine Traumwohnung. Der alte Vermieter stimmte einer vorzeitigen Kündigung zu, wenn wir ihm einen Nachmieter stellen würden. Naiverweise dachte ich da noch, einen Nachmieter zu finden ist bei der Wohnung kein Problem. Also Anzeige geschaltet: Nachmieter gesucht, 85 m², 2 Zimmer KDB, ruhige Lage und blabla...

Das erste Anzeichen dafür, dass die Nachmietersuche schwieriger sein wird als erwartet, schlug dann in Form eines jungen und frisch verliebten Pärchens auf, das zum Glück nur ständig Mandelhockey spielte und nicht gleich das Schlafzimmer ausprobieren wollte. Wir nahmen uns also Zeit, führten sie durch alle Räume, zeigten Keller und Parkplatz. Und als wir fertig waren, kam von ihnen nur der Kommentar: "Och, ganz nett, aber dann doch zu klein, falls wir Kinder haben wollen." Mist, meinen Stirnabdruck im Putz werde ich vor dem Anstrich ausspachteln müssen.

Das zweite Unheil schlug vom anderen Ende der Alterspyramide ein. Ein Ehepaar im Spätherbst ihres Lebens sah sich die Wohnung an. Momentan hätten sie ein ganzes Haus weiter draußen, die Kinder sind schon seit Jahren fort, frau hat jetzt so viel zu putzen, und schließlich wird man ja auch nicht jünger, also suchen sie nun was Kleines in der Stadt. Da wäre die Wohnung ja ideal, so mit Aufzug, und ein Krankenhaus wäre auch nicht mehr so weit weg. Also wieder die Führung gemacht, Wohnung, Keller, Parkplatz, alles wunderbar! Sie sind sehr interessiert, wir sollen die Wohnung bloß noch keinem anderen versprechen, sie melden sich umgehend telefonisch.

Aus dem "umgehend" wurden dann zwei Wochen, bis der ersehnte Anruf kam. (I=Ich, A=Anrufer)

A: Hallo, hier Frau Alteschachtel, wir hatten uns ja Ihre Wohnung angesehen und wollten uns melden.
I: Ah, schön dass Sie doch noch anrufen. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet. Sie haben Glück: Die Wohnung ist noch verfügbar.
A: Wir haben den Grundriss Ihrer Wohnung genommen und versucht, unsere Möbel dort unterzubringen.
I: Und?
A: Es ist leider nicht genug Platz da für alle unsere Möbel, Antiquitäten und Teppiche...
I: (WTF?!)
A: ...und die Staffelei meines Mannes.
I: Ähh... Kein Wunder, gute Frau. Sie bewohnen momentan ein ganzes Haus, und das hier ist (und war schon immer) eine einfache Zweizimmerwohnung.
A: Naja, jedenfalls müssen wir absagen.

Die nächste Delle im Putz, und ich habe plötzlich Kopfweh.

Der folgende Anrufer toppte lässig alle anderen. Seine Stimme ließ schon auf einen verbitterten alten Sack schließen, dessen einziges Hobby es war, andere Menschen schnellstmöglich in den Wahnsinn zu treiben. (I=Ich, A=Alter Sack)

A: Ich interessiere mich für die Wohnung.
I: Wie schön! Wann möchten Sie sie besichtigen?
A: Ich hab gesehen, wie das Haus gebaut wurde. Waren ja nicht gerade gute Baumaterialien, wurde sicher auch viel gepfuscht, was?
I: (WTF?!?!?)
A: Ich lege Wert auf Ruhe! Ist die Wohnungstür wenigstens von $hochwertigetürmarke?
I: Ähh... Moment... *nachschau* Ja, ist sie.
A: Naja, schön und gut. Mich stört aber der Spielplatz vor dem Wohnzimmerfenster.
I: Da ist kein Spielplatz.
A: Da ist jawohl ein Spielplatz!
I: Äh... Ich schaue gerade aus dem Wohnzimmerfenster. Da ist kein Spielplatz. Alles was ich sehe, ist der benachbarte Friedhof.
A: DOCH!!!einself! Da ist einer!
I: Also, wir sind hier die Erstmieter, und da war weit und breit noch nie ein Spielplatz...
A: SIE LÜGEN!!!eindreizehnmindestens!!
I: Okay, schönen Tag noch. *aufleg*

Ich habe es daraufhin versucht... Die Tür ist wirklich hochwertig, sie hinterließ eine ordentliche Beule an meiner Stirn.


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