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Fachmann (leicht OT)

Beitrag von Telefonmann, am 19.07.2006
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Ich erwähnte bereits in anderen Beiträgen (die natürlich alle brav gelesen haben), dass ich einstmals Elektroniker war - daher auch der Name Telefonmann.

Eines schlimmen Tages waren wir (Chef und ich) unterwegs um in einer Firma eine neue Telefonanlage zu installieren. Dies brachte mit sich, dass wir auch einen neuen Verteiler anbringen mussten. Naturgemäß bringt der Job des Telefonmanns eine reichhaltige Vielfalt an Kabeln mit sich, die danach schreien, korrekt verdrahtet zu werden. So auch hier: in den Verteiler führte das Anlagenkabel (200paarig; also 400 Adern, von denen je ein Paar für ein Telefon ist; jeweils eine weiße und eine farbige Ader leicht miteinander verdrallt; die Paare sind in einer bestimmten Farbreihenfolge in dem Kabel angeordnet und man benötigt ziemliches Fingerspitzengefühl, um die Adern in der richtigen Reihenfolge herauszubekommen und abzuisolieren) sowie die Leitungen von den ganzen Telefondosen im Haus (derer insgesamt 150).

Das sog. Auszählen und Auflegen innerhalb des Verteilers ist einer der zeitaufwändigsten (und langweiligsten) Jobs in diesem Beruf. Dementsprechend vertrauten wir diese Aufgabe einem Subunternehmer an. Seine Aufgabe war also, auf der einen Seite im Verteiler das Anlagenkabel aufzulegen und auf der anderen die Leitungen der Dosen. Der nächste Arbeitsschritt von uns wäre gewesen, die beiden Seiten miteinander so zu verbinden, dass jeder Teilnehmer auf der richtigen Dose die richtige Nummer hat.

Nachdem wir (Chef und ich) mit der Anlagenprogrammierung fertig waren und sehen wollten, wie weit unser Sub gediehen war, mussten wir folgendes feststellen:
Er war fertig!
Das war ganz erstaunlich. Ich nehme an, dass ich selber deutlich länger gebraucht hätte. Also beginnen wir unser Werk und verdrahten den Verteiler nach unserem Plan. Am nächsten Tag war die Umschaltung und wir waren gespannt.

Selbstverständlich funktionierte rein gar nichts. Nach längerem Suchen schauten wir uns mal den Verteiler an und stellten fest:
Er hatte alle Telefondosenleitungen aufgelegt.
Er hatte auch das Anlagenkabel komplett aufgelegt.
Und zwar beides in beliebiger Reihenfolge.
Zu seiner Rechtfertigung meinte er "Reihenfolge? Da gibt's 'ne Reihenfolge? Das hat mir niemand vorher gesagt!"
Richtig. Hatten wir nicht. Wir gingen zum Einen davon aus, dass er zumindest ungefähre Ahnung hatte, von dem, was er da machte (und wenn nict, er zumindest nachfragen würde) und zum Anderen, dass er vorher sein Hirn einschalten würde.

Die Sache hat somit (wie so oft in dem Job) eine zusätzliche Nachtschicht gekostet. Eine Konventionalstrafe blieb uns aber glücklicherweise erspart.



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