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OT: Der Pool

Beitrag von nando, am 18.05.2006
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1. Akt:

Die Ankunft

Es war einmal eine Familie mit 3 Kindern.

Ein Sohn im Alter von 12 Jahren, ein Mädchen mit 10 und das Nesthäckchen zählte 5 Jahre.
Diese Familie besaß ein Haus mit 3 Wohnungen.

Eines Tages kam der der Papa mit einem schönen Swimmingpool nach Hause. Dieser Pool hatte einen Durchmesser von ca. 3 Metern

und war ungefähr 1,50 Meter hoch.
Freudig versammelte sich die Familie im Garten und beratschlage, wo der Pool denn nun am schlauesten zu installieren wäre.
Das Grundstück bestand aus einem 5 * 10 Meter breiten Hof, einer sich dahinter anschliessenden Wiese mit ca. 40 % Gefälle und

einer Hecke am oberen Ende des Steilhanges.

Also musste der Pool in den Hof. Dieser Hof bestand allerdings aus einer recht spärlichen Wiese, die auf rotem Sand wuchs, und

von allerlei Hügeln, Talern und Gräben durchzogen war.
Der Hof erinnerte also an die Sahelzone.

Nachdem freudig alle Teile im kompletten Garten verteilt waren breitete sich die kollektive Ratlosigkeit aus.

Doch, halt. Da war doch noch was. Richtig, die Anleitung.

Damit aber Stand die Familie schon vor dem 2ten Problem: Die Anleitung war in einer Fremden Sprache geschrieben. So was.
Aber auch hier wusste sich die Familie zu helfen.

So klingeltes es bald darauf an der Wohnungstür der 3 Einheimischen Studenten, welche die Wohnung im ersten Stock des Hauses

gemietet hatten. Der Sohn bat darum, die Anleitung erklärt zu bekommen.
Die 3 hatten das bunte Treiben im Hof schon interessiert betrachtet und begannen mit vereinten Kräften und viel Phantasie dem

Sohne zu erklären, was gemacht werden müsse.

Doch schon der erste Satz gefiel dem jungen Mann ganz und gar nicht.

Er lautete: "Montieren sie den Pool auf einer ebenen Fläche."

An dieser Stelle machte er ein sehr langes Gesicht. Warum, sollten die Studenten später erfahren.

Nach der Erklärung zog der Kleine wieder ab.



Später am Nachmittag erklärte sich dann auch das Grimasse des Kleinen. Er stand in der prallen Sonne im Hof und versuchte mit

einer Gartenhacke den Hof zu ebnen.

Seine Schwester und der kleine Bruder ärgerten ihn dabei nach Kräften.

Abends betrachte der Vater das Werk des kleinen und kam zu dem Schluss, dass das der falsche Ansatz war.

Den Rest der Woche passierte nichts, die Einzelteile des Pools wurden, wohl um die Qualität zu testen, dem Elementen

überlassen.


2. Akt:

Die Installation

Am Samstag mittag betrat der Vater wichtigen Schrittes und einem "Muss doch platt zu kriegen sein, der Schotteracker"-Gesicht

die Bühne.
Er hatte auch eine ganze famose Idee:
Er betrich kurzerhand des Rasen mit Beton. Dies tat er ohne jegliche Vorbereitung des Rasens. Er hatte sich wohl daran

erinnert, wie man ein Butterbrot schmiert und verfuhr genauso mit dem Rasen.
Nach ca. zwei Dritteln der Fläche ging ihm der Beton aus, und er beschloß, dass es nun genug der Betonschmierei wäre.

Stolz betrachtete er sein Werk. Nun gut, hier und da guckten ein paar Grasbüschel aus dem Beton und einige Risse gab es auch,

aber er schien durchaus zufrieden mit seiner Arbeit.

Der Aufmerksame Beobachter konnte hinter dem Küchenfenster im ersten Stock drei grinsende Gesichter ausmachen.

Nun sollte man denken, der Vater stelle Warnschilder auf um den Beton anzusperren und ihn trocken zu lassen, aber Pustekuchen.

Nach 5 Minuten kam der Vater mit dem Sohn wieder in den Hof und die beiden begannen sogleich mit der Arbeit: Sie klatschten die

Bodenplane und den Grundring (?) des Pools mitten in den noch frischen, nassen (!!) Beton. Auch von der Tatsache, dass aufgrund

des Betonmangels ein Drittel der Grundfläche des Pools immer noch auf dem keineswegs ebenen Schotteracker stand, störte die

beiden nicht im geringsten.

Handwerklich waren die beiden sehr begabt, der Pool war in Rekordzeit aufgebaut.

Sofort nach Fertigstellung wurden eine große Pumpe und 2 Schläuche in den Hof geschleppt. Schlauch Nummer eins wurde in der

hauseigenen Quelle versenkt, Schlauch Nummer 2 in den Pool gesteckt. Die Pumpe wurde zwischen die Schläuche gesteckt und los

gings.

Innerhalb einer Stunde war der Pool voll.

Nun zückten die mittlerweile staunenden Studenten im ersten Stock den Taschenrechner.

Rechnung:

Radius = 1,50M

Grundfläche des Pools: 7,07 Quadratmeter

Höhe des Pool: 1,50M

Volumen des Pools: 10,60 Kubikmeter.

1 Kubikmeter = 1000 Liter.

Fassungsvermögen des Pools: 10.600 Liter Wasser.

Ein Liter Wasser wiegt ein Kilo.

Fazit 1: Der Boden des Pools wird mit einem Gewicht von ca. 10 Tonnen in den Frischen Beton gepresst.

Fazit 2: Der Herbst wird lustig.



Akt 3:

Der Sommer.

Im Sommer passierte...

Nix.

Der Pool wurde nicht einmal benutzt.

Man gewann den Eindruck, der Pool wäre nur zum Laubsammeln und Züchten von Schnaken installiert worden.



Akt 4:

Der Abbau.

Der Abbau wurde lustig. Zuerst musste das Wasser aus dem Pool. Ungefähr 5 Meter neben dem Pool gab es einen Abfluß. Mit

Erinnerung an die Riesenpumpe versprach dieser Vorgang recht langweilig zu werden.

Doch wir hatten nicht mit der Kreativität dieser Familie gerechnet.

Der Sohn erschien auf der Bildfläche. Er hatte einen Eimer und eine Wäschewanne dabei.

Er stellte die Wäsche neben den Pool und begann, sie zu füllen.

Als das geschafft war, schleifte er sie zum Abfluß und kippte das Wasser...... in seine Schuhe.

Nunja, ein jeder wie er es für richtig hält.

Als sich dieses Schauspiel dreimal wiederholt hatte, traten seine beiden Geschwister auf den Plan, ebenfalls mit (kleinen)

Eimern bewaffnet.

Nun lief der Füllvorgang so ab:

1. Sohn kippt einen Eimer Wasser aus dem Pool in die Wanne.
2. Geschwister kippen je einen Eimer Wasser aus der Wanne in den Pool.
3. Sohn kippt einen Eimer Wasser aus dem Pool in die Wanne.
4. Geschwister kippen je einen Eimer Wasser aus der Wanne in den Pool.
5. .....
6. .....

Die Geschwister waren sehr effektiv, sie schafften es, die Wannenfüllzeit ungefähr zu verdreifachen.

Wer nun dachte, der Sohn geht petzen und die Mutter verscheucht die Saboteure, der sollte sich irren.

Mit stiller Resignation arbeitete der Sohn weiter.
Seine Geschwister nicht minder.

Am Abend kam der Vater nach Hause und begutachtete die Leitung seines Sohnes. Da der Pegelstand des Pools nicht signifikant

abgenommen hatte, kickte er recht missmutig gegen den Pool.

Diese Aktion war von einem durchschlagenden Erfolg gekrönt: Der Pool war innerhalb von Sekunden geleert. Das Wasser nun in die

Schuhe der Anwesenden (das schien dem Sohn mittlerweile ziemlich egal zu sein), den Abfluß, und, worüber sich der Vater am

meisten zu freuen schien, den Keller verteilt.

Also kam die Pumpe doch noch zum Einsatz.

Danach begann der Abbau der Teile des Pools. Das wiederum funktionierte ganz Reibungslos. Bis sie zum Boden des Pools kamen.
Der wehrte sich nämlich wehement dagegen, vom Boden aufgehoben zu werden.
Nun wurde der Papa richtig sauer. Er rief 4 Freunde zu Hilfe. Zu fünft schafften sie es dann auch, den Boden hochzuwuchten. Aber nanu, was war denn das? An der Unterseite des Bodens klebte eine ca. 10 cm dicke Schicht Rasen und Erde.

Man mag sich die entgeisterten Gesichte der Anwesenden und das schallende Gelächter der noch schnell in das am weitesten entfernte Zimmer gerannten Studenten vorstellen, die sich noch genau an die 10 Tonnen erinnerten.

Akt 5:

Die Aussicht

Die 5 Männer klopften nun die Erde von dem Boden ab, bis sie an eine graue Schicht stiessen.
Hierauf nahm das Gesicht des Vaters einen leicht roten Ausdruck an.
Nach kurzem Kriegsrat beschlossen die Männer, den Boden erstmal gegen das Haus zu lehnen, was der Familie einen phänomenalen Ausblick aus dem Wohnzimmerfenster bescherte.

Dann waren sie des arbeitens überdrüssig und widmeten sich dem mittlerweile von der Gattin im Sumpf (ehemals: Hof) aufgebauten Buffet.


Epilog:

Als die Studenten ein Semester später auszogen, lehnte der Boden immer noch an der Wand.
Die Familie scheint noch heute zu rätseln, wie sie denn nun den Beton wieder von Pool runterbekommen.


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