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OT: Abenteuer im Straßenverkehr

Beitrag von Doeser, am 18.12.2005
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Jetzt erzählen alle so schön von ihren (Straßen)verkehrserlebnissen, da schmeiß ich jetzt auch mal was in die Runde:

Ich bin Vermessungsingenieur, bin also berufsbedingt des Öfteren im Straßenbereich zugange. Zum Glück gibts Sicherheitsvorschriften dafür, die ich zwar einhalte, die meines Erachtens aber genau das Gegenteil bewirken.

Zum Beispiel "Die Warnweste":

Wenn mein Messtrupp aus dem Auto steigt, wird der Kittel angezogen. Mein Messgehilfe hat sogar einen Warnmantel (quietsch-orange). Leider scheint das manche Autofahrer nur dazu zu bewegen, so schnell und so knapp wie möglich an Trägern von Warntextilien vorbeizufahren. Man wird zu einer Art beweglichem Ziel, welches ja gut sichtbar ist. Sozusagen gegensätzlich zu dem Effekt, den sich Jagdtreiber durch das Tragen eben solcher Klamotten erhoffen.

Zum Beispiel "Pylone (Hütchen, Warnkegel whatever)":

Leider sind manche Vermessungspunkte im Straßenbereich gesetzt worden und man muß dort sein Vermessungsgerät aufbauen. Anhand eines Beispiels erläutere ich das mal:
Ein Punkt war im Fahrbahnrandbereich einer Einmündung, wo ich mein Gerät aufbauen wollte. Ich stellte Hütchen auf, die dem Verkehrsteilnehmer klar machen sollten, daß er aussen herum fahren soll. Ein Gelenkbus und ein Sattelschlepper kamen ohne Probleme herum, sogar ein Fahrschulwagen kam problemlos um die Ecke! Nicht aber der Opa mit dem Benz! Er sah mich am Gerät (was übrigens auch quietsch-orange ist) und die Hütchen (die eigentlich einen "neuen" Fahrbahnverlauf darstellen sollten) - und fuhr über den Bürgersteig!!!!!! Dabei nahm er die Transportkiste unseres Gerätes mit (ebenfalls orange) und fuhr halb über eine Wiese. Das sind so Momente, wo man denkt: "Das war jetzt Sekundenschlaf - das ist nicht passiert!"

Zum Beispiel "Eigensicherung an stark befahrenen Straßen durch Warnschilder und gelber Rundumleuchte (geiles Amtsdeutsch) am Fahrzeug":

Tatort Landstraße. Als Truppführer sagt man seinen Schergen, 200 Meter entfernt ein Schild aufzustellen, wo ein schwarzer Mann eine Schaufel in einen Haufen steckt. Da drunter steht "Vermessung". Mit einem Grenzstein (25kg) wird das Ganze beschwert, weil der Luftzug eines LKW das umreisst!
Dann wird an dem am Straßenrand abgestellten VW-Bulli (übrigens auch orange mit rot-weißen Aufklebern) das Gelblicht angemacht (wir haben so ein wie-Kojak-mit-Magnetfuß-aufs-Dach-stell-Teil, was ganz pervers blitzt - für Epileptiker ungeeignet).

Jetzt wird beim Autofahrer der Pawlow'sche Reiz geweckt: Warnschild - Blinken - Menschen mit Warnwesten -> VOLLGAAAAAAAAAAS!

Ich hab ne Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung, die mich jeweils viel Geld kosten, aber wenn ich manche (nicht alle!) Verkehrsteilnehmer sehe, ist es mir das wert.

Und mittlerweile habe ich einen Höllenrespekt vor allen Kollegen, die auf der Autobahn ihren Dienst verrichten müssen!


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