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Winterkälte

Beitrag von Dream, am 11.06.2010
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Aufgrund der grad hochsommerlichen Temperaturen hier im Büro (eine Sauna wäre ein angenehmer Ort, um sich abzukühlen) erinnere ich mich an eine Geschichte, die sich vor vielen, vielen Jahren zugetragen hat:

Es war ein kalter Winterabend und wir waren jung. Jung und dumm. Sagen wir's so: Was uns damals an Alter fehlte haben wir leicht durch Idiotie wett gemacht, wie die nachfolgende Story eindrucksvoll unter Beweis stellt:

In einer stillgelegten Kiesgrube (grandioser Abenteuerspielplatz!) hatten wir aus herumliegenden, kleineren Betonplatten einen Ofen gebaut. Die Wandstärke unseres wärmenden Freundes betrug gut und gerne sieben oder acht Zentimeter, die Fläche wohl ungefähr sechzig mal achtzig Zentimeter messend. Befeuert wurde das Stück einfach mit allem, was irgendwie brannte: Es kamen normale Brennmittel zum Einsatz wie Papier, Holz, dann etwas weniger normale wie Plastiktüten (und ja, heutzutage weiß ich, dass das weder gut noch in irgendeiner Art gesund war) und ab und zu auch Behälter mit der Aufschrift "Entzündlich" - es machte einfach einen Heidenspaß, wenn die Stichflammen aus den Ritzen des Ofens schossen. Dabei sei angemerkt: Es gibt keine bessere Methode, die Beinhaare für ein oder zwei Wochen zu entfernen. Bei Risiken und Nebenwirkungen wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Arzt oder Apotheker.

Aber das fällt ja alles noch mehr oder minder unter "jugendlichen Leichtsinn". Nun kommen wir also zu der eigentlichen Geschichte:
Als begeisterte Modellbauer (sowohl "starre Modelle" als auch RC-Modelle) waren ein Bekannter und ich mit dem Fahrrad beim Baumarkt, um uns mit ein paar notwendigen Materialen für unser Hobby einzudecken. Auf dem Rückweg hielten wir bei unserer geliebten Kiesgrube und feuerten auch unseren Ofen an um der lausigen Kälte zu trotzen. Ein anderer guter Bekannter kam etwas später auch dazu und versorgte uns mit Getränken aus der Dorftankstelle, die es mit der Ausweiskontrolle nur begrenzt ernst nahm. Sagen wir einfach: Nach einer gewissen Zeit wurde es lustig, lustiger, etc.pp.

Nach ein bisschen mehr Zeit wurde es nicht mehr nur lustiger sondern auch merklich kühler: Der Abend brach herein und das Brennmaterial ging aus. Leicht beschwipst (heute würde ich sagen: hackedicht, sternhagelvoll, ... - sucht euch was aus) entdeckte der dritte im Bunde eine Plastiktüte mit jeder Menge Papiermüll darin. Super! Brennmaterial. Also, Stein vor dem Eingang beiseite schieben, Tüte rein, Stein davor und grün-violette Flammen genießen. Kurz: TRSDGVF

Ein paar Schluck nicht ganz jugendfreien Getränks später:
Es wurde lustig, lustiger ... und kälter. Wie wir wussten, half das altbewährte Mittel: TRSDGVF. Nur woher eine Tüte nehmen? Der Dritte im Bunde machte sich wieder auf die Suche und nach einiger Zeit kehrte er eiligen, festen Schrittes zurück. Naja, sagen wir: Er kehrte zurück. Zwar bedächtig schwankend und ab und zu auf allen Vieren, aber immerhin. Und viel wichtiger: Er hatte eine Tüte gefunden! Also: TRSDGVF.

Nur brannte es irgendwie nicht so schön wie die andere Tüte und der Part "GVF" funktionierte auch nicht so wirklich. Ob es daran lag, dass die Tüte beim In-den-Ofen-schmeissen so komisch geklappert hat? Heute würde ich die Frage ganz klar mit einem "Ja" beantworten. Damals saßen wir nur zu dritt vor dem Ofen, starrten diesen an und hofften, dass sich etwas tat. Und siehe da: Es tat sich etwas. Nur so gänzlich anders, als wir uns das eigentlich vorgestellt hatten.

Was weder mein Bekannter noch ich aufgrund der Kälte (inoffizieller Grund: Promillespiegel) bemerkt hatten: Die zweite Tüte war die aus dem Baumarkt. Mit den gekauften Lackspray- und Sprühkleberdosen. Diesen gefiel es eigentlich ganz gut im kühlen Rucksack und weniger gut in dem noch immer recht warmen Brennraum des Ofens. Und bevor ich mich weiter in der Beschreibung der Situation ergehe, hier eine kleine Zusammenfassung:
Die Detonation war sehenswert. Genau wie die entstehende Druckwelle. Die Betonplatte, die als Deckel diente wurde regelrecht in die Luft und zig Teile gerissen. Bunter, teilweise mit Plastik ummantelter, Kies flog durch die Luft und erstaunlich: Jemand hatte auf die "MUTE"-Taste gedrückt. Schade eigentlich, der Knall wäre mit Sicherheit auch hörenswert gewesen.

Das einzig Blöde: Am Abend musste ich meinen Eltern erklären, wieso sie etwas lauter mit mir sprechen sollten - und wieso die Kleidung über und über mit kleinen Brandlöchern übersät war. Wenigstens war dadurch die Gardinenpredigt auch schön gedämpft ... Der DAU? Falsche Frage ... richtige Frage: Die DAUs!



Und an alle, die selber Kinder haben und hier mitlesen: So eine Phase geht auch wieder vorbei. Sicher. Meistens.


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