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Geduld ist für Weicheier

Beitrag von schorsch, am 02.06.2010
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Der Werkmeister ist es leid, bei Bereitschaftseinsätzen nachts in die Firma zu fahren und möchte sich einwählen können.

Kein Problem, er bekommt ein OpenVPN-Profil eingerichtet, in der Firewall werden ihm bestimmte Zugriffsrechte freigegeben, ein Kollege richtet ihm sein privates Notebook entspr. ein. Dafür, dass er erkannt wird und seine spezifischen Rechte zugewiesen bekommt, sorgt ein Zertifikat, das er für jede Einwahl neu anfordern muss. Dafür schreibt er einfach eine Mail mit einem bestimmten Betreff, ein paar Sekunden später ist das Zertifikat erstellt und wird an seine vorgegebene Adresse rausgeschickt.

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Eines morgens komm ich ins Büro, auf dem Schreibtisch liegen die ersten Alarmmeldungen, das Telefon klingelt Sturm - der Exchange-Server hat über Nacht beschlossen, gegen die Wand bzw. gegen die Firewall zu fahren. Kein Outlook funktioniert mehr, dafür aber Outlook Express und WebAccess. Einigermaßen hektisch versuche ich, die Situation zu analysieren, lenke die Anwender um auf WebAccess, starte die Exchange-Dienste neu, erkläre dem siebzehnten Anrufer, dass die Störung sicher bald behoben sei - auf einmal steht der Werkmeister vor mir: Ob ich mal einen Moment Zeit hätte? Nein, habe ich nicht.

Während ich weiter dem Exchange Händchen halte, seine Bäuerchen machen lasse und schließlich überreden kann, seine Dienste wieder auf gewohnte Weise feilzubieten, höre ich den Werkmeister im Nachbarbüro bei meinem Kollegen aufgeregt schimpfen. Bei einem kurzen Blick über die Schulter kann ich sehen wie er, Flüche und Verwünschungen ausstossend, Rumpelstilzchen gleich um dessen Schreibtisch tanzt.

Als die Störung behoben ist, erzählt mein Kollege, was passiert ist: Das Einwahlzertifikat wird zwar an eine vorgegebene Adresse geschickt. Dennoch kann es in die falschen Hände gelangen, darum ist es verschlüsselt und muss mit einem Kennwort entschlüsselt werden. Dieses Kennwort hatte ich dem Werkmeister mitzuteilen vergessen und mich danach zu fragen, war er vorhin bei mir. Nachdem ich mich aber unverschämt und arrogant geweigert habe, mich um ihn zu kümmern, obwohl ich doch offenkundig alle Zeit der Welt gehabt hätte, ist er es leid.

Er schmeisst OpenVPN jetzt sofort von seinem Notebook runter und er wird das so seinem Vorgesetzten berichten und das mit der Einwahl könnten wir vergessen und wir könnten ihn alle mal am A... Der Kollege versucht ihn zu beruhigen, erklärt ihm, dass ein kaputter Exchange eine schwere Störung des Geschäftsbetriebes bedeutet, dass er doch ein bisschen Geduld haben möge... Vergebens. Werkmeister Rumpelstilzchen rupft nachgerade OpenVPN von seiner Festplatte, ein Wunder fast, dass es dabei weder zu mechanischen Schäden noch zu Verletzungen kommt. Er wird Bereitschaft in Zukunft wieder in die Firma fahren und das haben wir jetzt davon und so nicht und überhaupt! Schwere Drohungen, harte Konsequenzen!

Wie geht nochmal der Spruch aus der Bibel? Wenn du dir versehentlich ans linke Bein pinkelst, pinkel dir auch noch an das rechte Bein?


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