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Förderung durch Motivation zur Kognition

Beitrag von Sir Richfield, am 07.08.2009
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In der lustigen, kleinen Klitsche, in der ich aus eigener Dummheit den 0-Level Support am Bein hatte (Ich danke dem Kommentator für die Erweiterung meiner Terminlologiesammlung) fand sich eines Tages ein neuer Verkaufsleiter ein.
Dieser VL hatte natürlich wie jeder aus seiner Zunft den heiligen Auftrag, die Firma durch heroischen Einsatz, ihr kennt das sicher...

Was ihr Euch auch denken könnt ist seine Kompetenz in den Bereichen "Angebotene Produkte" und "EDV" (letzteres muss irgendwann mal Teil seiner Ausbildung gewesen sein, da gab es dieses neumodische Quatschwort "IT" noch nicht.)

Und so geschah es, dass seine Heiligkeit der Firmenretter auf dem Flur an mir vorbeischwebte und mich mit den Worten "Ich habe ihnen die Zeichnungen mal in den Koffer gelegt." beschenkte.

Gerührt ob dieser Güte kehrte ich eiligst in das Büro zurück und... hielt inne.

Koffer? Denk nach Junge, er, dessen Name alleine schon 10 lukrative Aufträge bringt, kann nicht lügen.

Koffer #1: Der Messkoffer. Ein totales Wrack vom Schatten eines Koffers - wird mit auf die Baustelle genommen, wenn ein Aufmaß nötig ist. Inhalt: Ein Maßband, mit dem mein Großvater nicht mal auf seinen Bundesjugendspielen (obschon, die hießen sicher anders) versucht hätte ein grobes Weitsprungergebnis zu erhalten, drei leere Kugelschreiber, eine Unterlage mit Taschenrechner, der seit Anno Tobak keine Batterie mehr hat, ein Gliedermaßstab, dem 300mm fehlten, Papier, etc.
Dieser Koffer konnte es nicht sein, denn er sieht nach Arbeit aus - körperlicher Arbeit und der nähert sich die Emminenz ja nicht.

Koffer #2: Der Koffer meines Kollegen. Ein noch als Koffer zu identifizierendes Behältnis seiner Kamera, mp3 Player, DvD Rohlinge, Banane, Apfel...
Liegt immer auf einem Schreibtisch, was ja auch nach Arbeit aussieht.

Koffer #3: Der Koffer, in dem ich meine Ausbildungsunterlagen verstaut habe, Abt. "Kannste bestimmt irgendwann mal brauchen." Auch nur noch ein Schatten seiner selbst.
Steht unter meinem Tisch, der *schwer* nach Arbeit aussieht.

Sonstige Koffer gibt es nicht, wo hat der Mann die Zeichnungen deponiert?
Kurze Selbstreflexion:
- Ich hätte fragen können WAS für Zeichnungen, bzw welches Projekt.
- Ich hätte nach dem FORMAT der Zeichnungen fragen können, von A4 bis A0 steht ja alles offen.
- Ich hätte fragen können, welchen Koffer er meint.

Kurzer Check: Es muss ein neues Projekt sein, denn ich weiß sonst von keinen Zeichnungen nicht, die er bekommen würde. Es müssen neue Zeichnungen sein, die er hätte ausdrucken (lassen) müssen, das wäre mir aber aufgefallen, er hat weder einen Betrachter für CAD Dateien noch Zugang zum Plotter und ebendieser steht direkt vor mir.

Also zu Kreuze kriechen und untertänigst fragen, welchen Koffer er denn genau meine.
"Na der Koffer mit ihrem Namen - bei ihnen auf dem Schreibtisch."

Und da schoss es durch mich als hätte ich auf dem Kupferdach den Göttern gelästert:
Der Mann meint mein freigegebenes Verzeichnis auf dem Server. Er hat tatsächlich unfallfrei den Anhang einer E-Mail auf dem Server abgelegt.

Wir haben dann firmenintern ein wenig sinniert, wie er zu dieser kreativen Wortschöpfung kam und wie so oft konnte es nur Microsoft schuld sein:

Alleine die Bezeichnung "Ordner" verursacht mir heute noch Bauchschmerzen und das Icon in Form eines Hängeregisterordners hilft dem Verständnis einer Festplatte auch nicht. Und dann gab es da mal den "Aktenkoffer", dessen Funktion ich mir alle zwei Jahre erklären lasse, nur um sie nach drei Minuten wieder zu vergessen - für fast alles gibt es halt bessere tools. Und das muss sich festgebissen haben.


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