Bereits 10853 Beiträge!


Der gute, alte Laptop

Beitrag von schmatzler, am 02.04.2009
Durchschnittliches Voting: 7.609


Kleines Vorgeplänkel:

Dies ist meiner erster Beitrag und ich muss es vorweg sagen: Ich bin arm und besitze schon seit Urzeiten einen Ei-Bee-Ähm von 2002, der mir bis jetzt schon erstaunlich gute Dienste geleistet hat, aber doch extrem oldschool daherkommt.

Es ist morgens 6 Uhr, ich wuchte mir die tonnenschwere Tasche auf den Rücken, ächze etwas aufgrund des Gewichtes meiner treuen Maschine und begebe mich auf den Weg zum Bahnhof. Der Zug fährt ein und ich steuere zielstrebig auf die begehrten Vierer zu, der Steckdosen wegen. Nachdem ich einige grimmig daherschauende Berufsschüler, die in einem leeren Abteil unbedingt ganz am Anfang des Wagens sitzen müssen, zur Seite geboxt habe, ist das Ritual beendet.

Ich setze mich und möchte meinen Rechner auspacken, da springt mir doch der grinsende Computerprofi vom Platz gegenüber geradezu ins Auge.

Stolz holt er seinen Med**n-Laptop aus der Tasche (breit, laut und wahrscheinlich einen Stromverbrauch wie eine Kleinstadt) und grinst dabei immer wieder provokativ in meine Richtung.

Mit einem halbgottähnlichen Blick öffnet er den Plastikdeckel (*knaaaaarz*) und betätigt mit einer schwungvollen Bewegung den Einschaltknopf. Logisch, dass er dabei ganz zufälligerweise den Bildschirm in einem 30Grad-Winkel zu mir drehen muss.

Das Windows-Vista-Logo ploppt auf und nun habe ich die Gewissheit, dass dies ganz bestimmt ein lehrreiches Erlebnis sein wird.
Während Lüfter und Festplatte den ultimativen Wettstreit der Lautstärkeerzeuger unter sich ausmachen, wuchte ich mein altes Maschinchen aus der Tasche, überhöre den Spruch "Der ist aber ganz schön alt, was?" schalte es ein und freue mich, dass der Tiefschlaf-Modus mein treues Linux-System innerhalb von 20 Sekunden wiederherstellt.

Ich schaue kurz nach rechts: Die Startleiste meines Nachbarn baut sich langsam auf.

Dieses Exemplar schien allerdings besonders hartnäckig und fest der Meinung zu sein, dass es gewinnen würde. "Wieviel hat der denn gekostet? Hat der auch 1280x768-Auflösung?"

Ich entgegne trocken: "Nein. 1600x1200."

"Oh. Achja. Naja, aber dafür glänzt der Bildschirm nicht so schön wie meiner." ARG! Erstens ist es früh am Morgen und ich will meine Ruhe haben - zweitens wirst du dich im Sommer draußen bestimmt damit freuen und drittens: Warum erzählst du das nicht deinen Frisör?

Da ich um diese Zeit noch viel zu müde bin, um mich aufzuregen, blieb ich äußerlich ganz gelassen und schaute dem Kollegen zu, wie er Unreal Tournament mit dem Touchpad (!) spielte, während ich äußerst geschäftig mit einigen Word-Dokumenten hantierte sowie eindrucksvoll meine 10-Finger-Schreibtechnik vorführte.

Nach ungefähr 10 Minuten andauernden Rauschens, Rödelns und blechernen Schussgeräuschen vernahm ich ein lautes Piepen, dass der Herr nebenan allerdings zu ignorieren schien. Das Geräusch ertönte noch zweimal, bis sich das Gerät des SuperDAUs aufgrund mangelnder Ladekapazität selbst herunterfuhr.

Abschließend wählte ich mich sogleich per UMTS ein, öffnete die Seite www.daujones.com, setzte ein fröhliches Lachen auf und drehte meinen Bildschirm in seine Richtung.

Der restliche Tag war leider nur halb so schön ;)


ACHTUNG Archivsystem!

Es sind keine neuen Einträge, Bewertungen oder Kommentare mehr möglich.