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Mausbeschwörung
Beitrag von Sixtus Freebyte, am 10.12.2008
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Und es begab sich zu einer Zeit, wo Sixtus einem treuen Geschäftskunden den Zweitrechner (eine mehrfach geflickte Alchemistenküche auf Urlaubsreisen) durch einen kleinen PC im Bookformat austauschte.
Alles lief glatt bis ich morgens eine E-Mail bekam "Der neue Rechner fährt nicht mehr hoch".
Hingefahren, XP startet und dann "unmountable boot device". Klarer Fall für die Technik, Rechner hingebracht und nach 2 Stunden Anruf: "Keine Ahnung warum, aber da hats paar Dateien zerlegt.".
Naja, und weil ich gerade wo ganz anders war war der Kollege so nett den Rechner selbst beim Kunden wieder zu installieren. Ich meinte nur "Stöpsle einfach wieder alle Kabel an und der Kunde soll schauen, ob seine Betriebssoftware noch läuft".
Ne Stunde später ruft mich der Kunde an.
Kunde: "Sind sie bei mir drin?"
Ich: "Äh, was wo wie?"
Kunde: "Per Fernwartung"
Ich: "Öh nein. Warum?"
Kunde: "Ich wollte gerade eine Rechnung schreiben und da hat mir jemand die Maus weggezogen, klickte auf das Diagnoseprogramm von ABC-Software und scrollt gerade durch die Logfiles"
Ich: "Nö. Und auch der Support ihrer Software muss sich erst bei Ihnen anmelden."
Windows bootete nicht mehr + jemand kontrolliert die Maus = Trojanerbefall?
Kunde musste also erstmal unter den Tisch krabbeln um das Netzwerkkabel zu ziehen, wärenddessen hab ich meine müden Knochen ins Auto gewuchtet und bin zum Kunden geeiert.
Dort angekommen gleich mal nach der Maus gegriffen (Logitech Optical, gerade mal 2 Wochen in Betrieb) und bisserl herumgeklickt. Ging alles ganz prima, bis ich mich via "Arbeitsplatz" auf meinen USB-Stick mit der Diagnosesoftware zugreifen wollte:
Eine unsichtbare Hand zog meine Maus weg von Laufwerk I:, lies den Mauscursor auf C: umschwenken, Rechter Mausklick, Eigenschaften, Bereinigen.
Ich dagegen gehalten: Fenster zu, Doppelklick auf Laufwerk I: und versucht das Programm "ProcMon" zu laden. Mein unsichtbarer Kontrahend fand das nicht witzig und startete die Betriebssoftware um Datensätze zu löschen. Ich hau das Fenster wieder zu und habe erstmal eine DOS-Shell im Vollbild gestartet.
Ruhe.
Mich grob durch die Windows-Verzeichnisse gewühlt um offensichtliche Infektionen zu finden.
Nada.
Shell verlassen, wieder das gleiche Spiel: wo ich ein Diganose-Tool starten wollte, hat der Unsichtbare Solitär bevorzugt.
Ich guckte hinter den Rechner: Netzwerkkabel ausgestöpselt.
Ich guckte im Raum herum: keine versteckte Kamera.
Ich guckte meinen Kunden an: "Geister? Zeit für den grossen Exorzismus!"
Knoppicillin 7 angestartet, kein Ergebnis. Keine Rootkits. Reboot auf Windows, Mauszeiger beim herumgeistern und klicken zugesehen.
Ich: "Ok, dann ist es wohl das erste Mal, dass eine Logitechmaus kaputt ist. Haben wir noch eine andere?"
Kunde: "Mal suchen gehen"
In der Zwischenzeit krabbele ich unter den Tisch und zieh die USB-Maus raus.
Keine Änderung, auf dem Desktop spielt gerade jemand unsachgemäss "Minesweeper" und versucht nebenbei die Einstellungen des Explorers zu verdrehen.
In dem Moment, wo ich dachte meinen Job hinzuschmeissen und Möhrenzüchter zu werden kam der Chef mit 'ner alten Funkmaus und sagte "...die war vorher dran aber ich glaub, die ist kaputt"
Ich peilte auf den Schreibtisch: Funktastatur vom Grabbeltisch aus der Zeit, wo jeder eine schnurlose Keyboard+Maus Garnitur haben wollte.
Ich peilte auf die hingehaltene Funkmaus, die gehörte mal dazu. Empfänger hinter dem Monitor, nochmal Blick hinter den Rechner.
Sollte etwa....?
Richtig: Mein Kollege hatte brav die beiden PS/2 Strippen des Funkempfängers für Tastatur+Maus eingesteckt und die USB-Maus dazu. Das Billigteil interpretierte ohne angeschlossene Maus jegliche Statik und Funkverkehr im 11-Meterband als Nutzsignal und spielte Maus-Geist.
Das eine PS/2 Teil für die Maus hab ich abgezogen, die USB-Maus wieder rein, habe mich höflich verabschiedet und erstmal eine Kippe geraucht.
Sixtus


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