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Die Praktikanten - gar nicht praktisch...

Beitrag von Church Cowboy, am 04.06.2008
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Es gibt Tage, da will ich einfach nicht mehr. Da moechte ich am liebsten mit dem Toaster baden gehen oder auf der nahegelegenen Interstate ein bissel zwischen den Fahrstreifen tanzen oder mit dem falschen Rucksack Fallschirmspringen.

Der Grund dafuer sind meistens Menschen, auf die ich in irgendeiner Weise angewiesen bin oder fuer die ich in irgendeiner Weise zustaendig bin oder die sonst irgendwie mit mir in Kontakt stehen und dabei ordentlich viel Scheisse bauen.

Und unser Kanditat fuer die heutige Verleihung des Depp-of-the-day-Awards ist: Unser Praktikant F.

F. ist ein 20-jaehriger Bayer aus der schoenen Stadt Muenchen, fest in einer Partnerschaft und tierlieb, kinderlieb und ein kleiner Moechtegernrassist. In seiner Freizeit faehrt er gerne Achterbahn, saeuft sich das Hirn weg oder laesst es gleich chirurgisch entfernen.

Die Nomination fuer den Depp of the day Award bekommt F. von seinem Supervisor, Church Cowboy, einem 24-jaehrigen Schwaben, der schon seit 2 Jahren in den USA lebt und arbeitet. Vor kurzem uebernahm er die Supervision der Praktikanten in einer Assistenzposition, da die eigentliche Supervisorin aufgrund wechselnder Taetigkeiten abwesend ist.

Drei Ereignisse waren fuer die Nomination ausschlaggebend.

1. Ereignis:

Ort: Teekueche im Buero, Ausgestattet mit Beweismittel A - eine Mikrowelle.
Zeit: Freitag - Mittagszeit.

Beteiligte Personen: F., CC

CC kommt in die Kueche und bemerkt einen mordsmaessigen Gestank, der nicht zu beschreiben ist. Er ruft gleich nach dem Praktikanten Franz (F).

CC: Sag mal, was machst du eigentlich?
F: Och, ich mach mir nur die Suppe von gestern in der Mikrowelle warm, deswegen wird das wahrscheinlich so stinken.
CC: Hae???
F: Ja, ich glaub die amerikanischen Mikrowellen funktionieren irgendwie komisch. Oder die Mikrowelle ist irgendwie im Arsch.
CC wirft einen kurzen Blick auf die Mirkowelle und bemerkt etwas, was nicht der Fall sein sollte.
CC: Noch nicht, aber gleich.

In der Mikrowelle befand sich ein Kochtopf aus Edelstahl mit schwarzen Plastikgriffen - Beweismittel B.

CC: Sag mal, bist du eigentlich noch ganz dicht? Einen Stahlkochtopf in der Mikrowelle, das geht doch net!
F: Geht schon - hab ich daheim auch immer gemacht.

Ja nee - is klar.

CC: Is mir wurscht, wie du das bei dir zuhause machst, aber hier bitte nur Plastikbehaelter reinstellen!
F: Ja, aber da ist doch Plastik dran! Die Griffe sind Plastik!

An dieser Stelle gibt es nicht mehr zu sagen, ausser dass CC das Vergnuegen hatte, dem Management die Delle in der Wand, die dieselben Ausmasse seines Vorderschaedels hat, zu erklaeren.

Ereignis 2:

Ort: Praktikantenschreibtisch, Buero, 2 Tuer links.
Zeit: Montag morgen, 11:00 Uhr.

Beteiligte Personen: F., CC.

Situation: Kunde schickt uns Diskette mit Financial Statements fuer das vergangene Jahr 2007 (Beweismittel C). CC gibt die Diskette dem Praktikanten F. mit der Bitte, die Dateien auf dem Netzwerklaufwerk P: zu speichern, die Financial Statements auszudrucken und sie mit der Diskette in der Akte abzulegen.

CC rechnete damit, dass F. die Arbeiten schnell und effizient ausfuehrt.

CC rechnete nicht damit, dass F. die Financials auf die Projektorfolien mit dem Farbdrucker ausdruckt (Umfang der FS: gut 40 Seiten).

CC rechnete auch nicht damit, dass F. die Diskette locht (!!!) und sie mit den Farbfolien in die Kreditakte ablegt anstatt sie in eine Plastikhuelle zu tun wie angewiesen.

CC rechnete auch nicht damit, dass F. auf die geniale Idee kommt, das Netzwerklaufwerk P: nach Speichern der Dateien komplett zu formatieren.

Ein gutes hatte die Sache allerdings: Da alle Daten, die die Belegschaft fuer die jeweiligen Taetigkeiten benoetigen auf dem P:-Drive gespeichert waren, durfte die Firma bereits um 13:00 Uhr das Buero dichtmachen und alle Kollegen heimgehen.

Bis auf den Praktikanten F., den CC zur Strafe ins Lager geschickt hat - zur Bestandsaufnahme der Briefumschlaege, Briefboegen und was da sonst noch so rumfaehrt. Genaue Anzahl wurde benoetigt.

Ereignis 3:

Ort: Interstate 95, nahe Ausfahrt 18 - Greens Farms, CT - Fahrtrichtung New York City.
Zeit: Dienstag, 7:20 AM EST

Beteiligte: F., CC, CT State Police Officer Matthew O'Donnell(*), CT State Police Sergeant Michael Smith(*)

(*) Namen geaendert.

CC's Wagen musste in die Werkstatt, und da das Buero zu weit weg von der Werkstatt ist, um zu laufen, beschloss CC den Praktikanten F. darum zu bitten, ihn von der Werkstatt abzuholen. Ist nicht sonderlich schwierig, duerfte man annehmen.

F. beschloss, die Interstate 95 in suedlicher Richtung zu nehmen um die Fahrtzeit zu verkuerzen. Auf der Interstate ueberschritt er die zulaessige Hoechstgeschwindigkeit von 55 MPH und dueste mit einer Geschwindigkeit von 95 MPH Richtung New York City. CC's Hinweise, dass in Amerika die Richtgeschwindigkeit nicht existent ist und die Tempolimits bindend sind, wurden gaenzlich vom Fahrer ignoriert.

Es kam wie es kommen musste. Hinter uns fingen lustige kleine Blau-weiss-rote Laempchen an zu blinken und eine Sirene tat ihr Jaulen bei. F. war schlau genug, rechts ranzufahren und anzuhalten, allerdings war es das einzig schlaue, dass er bislang tat.

CT State Police Officer Matthew O'Donnell(*) lief an Fahrerseite heran und bat sogleich um Fuehrerschein und Fahrzeugpapiere. F. konnte seine Klappe nicht halten - seine rassistischen Bemerkungen waren CC schon durchaus bekannt. Und so sagte er zu dem weissen Officer Matthew O'Donnell(*):

F.: I am very glad that you're not a black guy.

In der Zwischenzeit war O'Donnell's Kollege, CT State Police Sergeant Michael Smith(*) an der Beifahrerseite entlang zum Fenster gekommen und verhielt sich ruhig. Unnoetig zu sagen, dass Smith durchaus afroamerikanischer Abstammung war.

Natuerlich musste O'Donnell F., der das Herannahen von Smith nicht mitbekommen hat, weiter in eine Diskussion ueber ethische Unterschiede zwischen weiss und schwarz einbinden. Mehrere Versuche von CC, in die Debatte miteinzuwirken und F. auf die Anwesenheit von Smith hinzuweisen, scheiterten aufgrund F.'s Sturheit.

Nachdem F. gegenueber O'Donnell die Bemerkung machte, dass "alle Schwarzen Idioten sind die nicht oeffentlich umlaufen sollten (sinngemaess uebersetzt)", bat Smith CC und F. aus dem Fahrzeug. CC und F. wurden darauf festgenommen. F. wegen Geschwindigkeitsuebertretung und Beamtenbeleidigung, CC wegen Beamtenbeleidigung (obwohl ich nix gesagt habe), waehrend CC dem Wunsch widerstand, F. vor den Augen der Polizeibeamten zu erwuergen.

Spaeter am Vormittag wurden CC und F. freigelassen und von der Firma abgeholt. Der Chef machte sowohl CC als auch F. aufs Hoechste zur Sau machte.

Im Einzelinterview wurde dem Chef allerdings klar, dass CC keinerlei Schuld an F.'s Verhalten hatte und sogar versuchte, die Entgleisung zu stoppen.

Die Vorwuerfe gegen CC wurden seitens der Polizei ebenfalls fallengelassen. Nachdem Sergeant Smith clar wurde, dass CC keinesfalls mit F. befreundet ist, sondern nur mit ihm dummerweise zusammenarbeiten muss, war die Situation geklaert. Smith und CC werden heute abend einen trinken gehen.




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