Bereits 10853 Beiträge!


auch Garantieaufkleber

Beitrag von BlackICE, am 21.08.2007
Durchschnittliches Voting: 7.802


Anfang letzten Jahres passiert:

Mein normaler Lieferant hatte die geboxten Athlon grad nicht auf Lager. Also mußte ich zu einem Händler in der Nähe, da der Rechner in diesen Tagen noch fertig werden sollte (Kunde ist ungeduldig).

Die hatten aber nur Athlon 64 Prozessoren Bulk Variante, also habe ich noch Lüfter dazugekauft.

Im Büro wieder angekommen, schnell ausgepackt (der Prozessor war in seeeeehr viel Schaumstoff eingewickelt). Autsch - so viel Klebeband und ich schnitt mir in den Finger mit dem Stanleymesser.

Die Überraschung nach dem Auspacken: Lieferant hat einen Garantiekleber auf den Heatspreader draufgeklebt (wohin sonst, Unterseite hat ja wegen den Beinchen keine Fläche angeboten).

Das beste daran (kenne ich, weil ich es selber benutze): der Garantiekleber ist von einem Beschriftungssystem, wo der Kleber ein Karomuster hinterlässt und sich auch sonst nicht wirklich restlos entfernen lässt.

Ich rufte gleich bei dem Händler an und fragte, ob die wo dagegen gerannt sind. Die haben mich auch recht schnell zum Geschäftsführer weiter verbunden.

Seine Erklärung: "Ja, das gehört so. Ohne Aufkleber wissen wir nicht, ob das Teil von uns gekauft wurde. Und die Prozessoren halten das schon aus." Daß die Prozessoren Seriennummern haben, die man aufschreiben kann, wollte er nicht gelten lassen: "das ist zu viel Aufwand".

Nach einem halbstündigen Telefongespräch habe ich ausgemacht, daß deren Techniker mir alles zusammenbaut. Sonst könnte es auch heißen, daß beim Zusammenbau etwas falsch gemacht worden wäre, ergo keine Garantie. Der Einbau sollte natürlich gegen Bezahlung (O-Ton: Unsere Techniker müssen auch von was leben und es wird sowieso nichts im Leben geschenkt) erfolgen.

Ich ging davon aus, daß Geschäftsführer eben keine Ahnung von Technik haben und der Techniker schon seine Arbeit richtig machen würde.

Dort angekommen, habe ich alles dem Techniker übergeben und bestand darauf, dabei zu sein (natürlich wollte ich sehen, ob und wie er den Kleber entfernt). Zuerst beschwerte er sich, daß das Motherboard nicht von ihnen sei (ja sicher, ihr habt ja nichts ordentliches zu einem fairen Preis).

Nach etwas diskutieren machte er sich an die Arbeit. Und ich guckte dabei total entsetzt zu: Der Kleber wurde nicht entfernt und obendrein wurde fast eine ganze (!!!) Tube Arctic Silver Leitpaste darübergespachtelt. Dazu sagte der Techniker stolz: "Und diese bessere Wärmeleitpaste kriegen sie von uns gratis".

Ich machte den Techniker darauf aufmerksam, daß er den Garantiekleber vergessen hätte und daß die Wärmeleitpaste überguoll und einen Kurzschluß am Motherboard verursachen würde. Wer es nicht weiß: die Arctic Silver Wärmeleitpaste ist elektrisch leitend.

Vom Techniker wurde ich nur zurechtgewiesen: "sie haben keine Ahnung davon also mischen sie sich nicht ein. Seien sie froh, daß sie zuschauen dürfen und davon was lernen. bla bla bla"

Ich mußte noch auf einen Testlauf nach Zusammenbau bestehen (welcher richtige Techniker kontrolliert seine Arbeit nicht?). Widerwillig baute er einen Testaufbau auf. Bevor ich ihn noch einmal warnen konnte, schaltete er ein.

Nach etwa einer Sekunde war nur ein Zischen zu hören und ein kleines Rauchwölkchen stieg vom Prozessor auf.

Der Techniker: "Da haben sie ein billiges Motherboard gekauft. Das wäre ihnen nicht passiert, wenn sie das Motherboard bei uns gekauft hätten." Wer sich in der Materie auskennt: Das Motherboard war ein Asus A8N Deluxe.

Ich durfte mich wieder mit dem Geschäftsführer streiten, da er der Theorie seines Technikers mehr glaubte als mir. Außerdem war er auch resistent gegen Anleitungen aus dem Internet, wie ein Prozessor richtig einzubauen ist (darunter war auch von der AMD sowie von der Intel Webseite je eine Anleitung).

Jedenfalls wurde weder Garantie noch ein Ersatz für das Motherboard (welches auch durch den Kurzschluß kaputt war) geleistet.

Mein Glück war, daß ich grade einem Rechtsanwalt sein Netzwerk einrichtete. Dafür, daß ich ihm privat ein Problem löste, schrieb er ein entsprechendes Schreiben an den Händler.

Am nächsten rief mich der Geschäftsführer an und bat um eine Unterredung bei ihm.

Fazit:

Prozessor: EUR 149,00
Kühler: EUR 29,00
Motherboard: EUR 145,00
Anwaltskosten: EUR 500,00
Der Gesichtsausdruck des Geschäftsführers: unbezahlbar!

Die Anwaltskosten habe ich natürlich nicht kassiert und der Anwalt wollte die auch nicht haben.

Übrigens, dieses Geschäft ist irgendwann letzten Jahres in Konkurs gegangen - sie hatten zu viele defekte Rechner.


ACHTUNG Archivsystem!

Es sind keine neuen Einträge, Bewertungen oder Kommentare mehr möglich.