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OT: Der Tanz um den Mietvertrag

Beitrag von epzilon, am 06.02.2007
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Ein halbes Jahr ists her, da ist klein-epzilons Großmutter verstorben. Klein-epzilon hat schon vorher in deren Wohnung gelebt und wollte den Mietvertrag jetzt gerne auf sich umgeschrieben haben (im Gegensatz zu einem neuen Vertrag, wobei sich die Miete erhöhen würde). Angerufen - "ja, da brauchen wir vor allem die Bestätigung, dass die Erbschaft abgeschlossen ist". Gut, darauf gewartet. Es dauert, trotz Einvernehmens, ein halbes Jahr.

Heute geht klein-epzilon also trotz Regenwetters zu Wiener Wohnen, um den Mietvertrag ändern zu lassen. Sie hat außer der Bestätigung des Verwandtschaftsverhältnisses zur Verstorbenen (in Form von 2 Geburtsurkunden) noch die Sterbeurkunde und den Verlassenschafts-Bescheid mit, wie die Dame an der Hotline es gesagt hat.

Die Dame an der Information (sie heißt Frau U., im Weiteren U) spricht im Tonfall einer Königin, die den niedrigsten ihrer Untertanen empfängt.

epz: Guten Tag, ich möchte gerne einen Mietvertrag auf mich umschreiben lassen, da meine Großmutter, die dort gewohnt hat, verstorben ist.
U: *mustert klein-epzilon* Da brauchen Sie aber -Dokumente-.
epz: *freudestrahlend* Habe ich da.
U: Bestätigung der Verwandtschaft, Sterbeurkunde?
epz: ja! *strahl*
U: Meldezettel?
epz: Wozu Meldezettel, Sie werden doch wissen, wer wie lang in -Ihrer- Wohnung gewohnt hat.
U: Ja, stimmt. ...Verzichtserklärung aller anderen möglichen Erben?
epz: ...

(An dieser Stelle lasse ich ihre Erklärung, was Familienmitglieder sind, aus. Sagen wir einfach, alle Nachkommen von Großmutter epzilon müssen schriftlich verzichten.)

U: So kann ich Ihnen das aber nicht umschreiben!
epz: Davon hat mir aber keiner etwas gesagt.
U: Das brauche ich aber unbedingt!!!
epz: *Geistesblitz* Haben Sie Fax?
U: Natürlich, die Nummer ist $nummer *runterratter*
epz: na gut, ich kann meine Familienmitglieder anrufen, dass sie das schnell schreiben und herfaxen...
U: Das geht sich aber nicht mehr aus!
epz: Wieso denn nicht?
U: Das Gerät steht hinten im Büro.
epz: Äh, es ist 15 Uhr, Sie haben bis 17:30 offen...?
U: *schnippisch* ja, aber nicht alle von uns sind bis 17:30 da.
epz: *auf rache sinn* oh, naja, dann komm ich eben morgen wieder... *im Regen heim trott*

Am Heimweg habe ich dann tatsächlich alle genannten Verwandten (Vater, Tante, Bruder) telefonisch erreicht und gebeten, mir die entsprechenden Erklärungen zu schreiben, einzuscannen und zu mailen. Daheim angekommen, waren bereits 2 von 3 da (mein Brüderlein hat dann noch 15 Minuten mehr gebraucht - kein Drama). Alles auf den Stick gespeichert, zum Copyshop, weil ich immer noch keinen Drucker habe, und zurück zu Wiener Wohnen.

Eine andere Dame an der Information interviewt klein-epzilon, ob sie auch alle Dokumente da hat, epzilon besteht das Examen und erhält die Nummer 85. Im Warteraum angelangt stellt sich heraus, dass die Nummer 84 dran ist.
Ein Beamter streckt die Nase zur Tür heraus und fragt: wer ist der nächste?
Ein Pärchen meldet sich, ist aber noch am Ausfüllen eines Formulars.
Beamter: Haben Sie auch alle Dokumente mit? Im Original?
epz: Entschuldigung... Original? Davon hat mir keiner etwas gesagt...
B: Natürlich, das braucht man doch überall so, Sie kriegens auch gleich wieder.
epz: *leicht gereizt* Hören Sie, ich habe kein Problem damit, Originale zu bringen, wenn man mir das sagt.
B: Na warten Sie mal, wir werden sehen, was man tun kann.

Wenig später leuchtet die Nummer 85 auf und klein-epzilon schreitet zum Schreibtisch einer älteren Beamten, die sich als wirklich freundlich herausstellt. Dass die Geburts- und Sterbeurkunden kopiert sind, stört sie nicht. Aber die Verzichtserklärungen müsste sie im Original haben. Klein-epzilon erzählt also ihre Geschichte - und wundert sich, dass man die Dinger hätte faxen können. Frau H. ruft ihre Chefin an, aber auch die kann nichts machen - die Verzichtserklärungen müssen original sein, ODER man bräuchte zusätzlich eine Ausweiskopie der betreffenden Personen. Außerdem ist die Erklärung des Bruders sowieso überflüssig. Aha.
Klein-epzilon hat wieder einen Geistesblitz. Kann man die Ausweiskopien denn nicht faxen, oder emailen (nachdem ja faxen offenbar nicht geht)? Die lieben Verwandten haben schon einmal bewiesen, dass sie mit sowas flott sind.
Leider sitzt Frau H. nicht an ihrem üblichen Platz, hat hier kein e-mail (technisch gesehen, ist e-mail zwar nicht raumgebunden... äh, lassen wir dieses), und die Adresse, die im Internet zu finden ist, führt zu... der unbesetzten Kanzlei (wo auch das Faxgerät schlummert).

Fazit: zweimal im Regen zu Wiener Wohnen gelatscht, zweimal an Fehlinformationen gescheitert. Wenigstens hat Frau H. mich getröstet, dass ich ja eigentlich eine Musterkundin wäre, weil ich ja gemacht habe, was man mir gesagt hat. Auch wenn das falsch war. Aber irgendwie tröstlich.


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