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(OT) Gießerei-Erlebnisse

Beitrag von herzbaer, am 28.07.2006
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Ich habe neulich ja schon mal angedeutet, dass ich mal einen Semesterferienjob in einer Gießerei gemacht habe. Ein paar Erfahrungen will ich hier los werden.

Vorgeschichte Teil 1:
Ein Kollege stand an einem Gusskasten und hämmerte mit einem Gummihammer auf das Gussteil ein, um es vom Sand zu befreien. Da sich das Ding aber gewehrt hat, hat er wie ein Irrer drauf eingedroschen. Jedenfalls so lange, bis sich der Hammerkopf vom Stiel löste. Leider da, wo der Hammer mit Schwung mal wieder oben war.
Machte ein paar schöne Drehungen in der Luft, der Hammerkopf.

In der Zwischenzeit sauste die Hand mit dem Stiel wieder nach unten. Da nun der Hammerkopf als “Abstandshalter“ fehlte, haute der Typ mit der Flosse auf den Kastenrand und jaulte los.
So ein Stiel verursacht auch noch fiese Vibrationen, wenn er direkt auf ein Eisenteil geschlagen wird. Also doppelt schmerzhaft.

Der Hammerkopf gehorchte nach seinen sportlichen Saltoübungen auch wieder der Schwerkraft. Leider war der Kopf im Weg. Ein noch lauterer Schrei ertönte, gefolgt von einem wilden Tanz und dem sich nicht entscheiden können, welche schmerzende Stelle man festhalten soll. Sah echt wild aus.

Zur Sicherheit wurde er dann ins Krankenhaus gebracht, dort stellte sich heraus, Gott sei dank ist nicht viel passiert, Beule am Kopf und Blutergüsse und Aufschürfungen an der Hand.
Alles halb so wild, der Typ war am übernächsten Tag wieder arbeiten.


Vorgeschichte Teil 2(vom Kollegen erzählt bekommen, da ich da noch nicht im Betrieb war):
Es gab da einen Gabelstaplerfahrer, der auf Grund der Ladung nicht sehen konnte, ob das Zeug noch ins Regal passt.

Was macht der Mann also? Aussteigen und gucken. Prima, passt. Also mit der Hand aufs Pedal und vorsichtig nach vorne, dabei aber schauen, ob auch alles passt.
Dabei fuhr er sich selber über den Fuß.
Leider gebrochen, 6 Wochen Krank.


Auf Grund dieser Unfälle und noch ein paar anderen Dingen kam dann die Berufsgenossenschaft (BG).
Nun muss man sagen, das in der Gießerei nur Großteile hergestellt wurden. Tonnen schwer das Zeug. Und eine unglaubliche Wärme in der Bude. 45Grad waren “normal“.

Am Tag als der Herr von der BG kam, war ich mit einem Kollegen am Sandschaufeln.
Der Meister brachte uns noch einen Typ vorbei:
Meister:“Das ist Herr M. Ist neu hier und soll den Betrieb kennen lernen“.
Alle klar, wird wohl ein Praktikant sein. Also Schippe in die Hand gedrückt und schaufeln lassen (erst mal die Praktikanten verheizen, bevor wir die Hilfskräfte aufgebrauchen ;)

Als der Typ von der BG dann bei uns war, bekamen wir auch direkt Mecker.
Wo unsere Helme sind? Hier ist Helmpflicht! (Erinnert sich einer an den Werner-Film wo der Polier auf der Baustelle so einen Aufstand macht? Sah ungefähr genauso aus).

Nachdem der Typ bestimmt 5 Minuten rumgemault hat, wurde er von unserem Neuen unterbrochen.

M: “Hier Helme zu tragen ist wohl wirklich unnötig und auch nicht sinnvoll.“
BGler:“Wie kommst du auf so einem Quatsch? Wer bist Du überhaupt, das du so einen Stuss von dir geben darfst?“
M: “Erst einmal wüsste ich nicht, das wir Verwandt sind oder Bruderschaft getrunken haben. Also Duzen werden wir uns noch lange nicht.
Dann bin ich Hr. Dipl. Ing. M.
Neu hier und soll mir den Betrieb ansehen, bevor ich die Stelle als neuer Sicherheitsbeauftragter offiziell besetze.
Nun zu den Helmen: Erstens arbeiten wir hier nur auf einer Etage, und zweitens, wenn mal etwas von oben kommen sollte, dann wäre es höchstens ein Gusskasten, ein Gussteil oder der Behälter mit dem flüssigen Eisen. Bei allem würde aber auch der tollste Helm nichts helfen.“
BGler (wird immer kleiner): “Oh, Äh, aber hier steht vorgeschrieben, äh wo war es noch...“ (Blättert in seinen Zetteln)
M: “Am Ofen ist, neben feuerfester Kleidung auch ein Helm vorgeschrieben. Allerdings nur in der Halle mit dem Ofen.
Was allerdings in allen Hallen Pflicht ist, sind Sicherheitsschuhe. Aber wie ich sehe, tragen SIE keine. Stoßen sie sich bloß nicht die Füße und treten sie in nichts rein, sonst müssen wir das der BG melden.“

Da musste der BGler doch ganz schnell weiter und wir konnten, nach in Ruhe weiter arbeiten.


Später kam dann ein Krankenwagen aufs Gelände gefahren.
Was war passiert? Nein, der BGler war zum Glück noch heile.
Den Grund haben wir leider nur aus 1. und 2. Hand erfahren:
Der BGler war noch beim Staplerfahrer (der aus Vorgeschichte Teil 2). W
ie das passieren konnte, etc.
Der Staplerfahrer hat es dann demonstriert.
Leider war der Fuß wieder im Weg.... wieder 6 Wochen Krank.


Der Staplerfahrer arbeitet heute übrigens immer noch da, wie ich von einem Studienkollegen erfahren habe, der ab und an bei der Firma noch ist.



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