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Schulnetzwerk deLuxe

Beitrag von Enttäuschter Schüler, am 28.09.2004
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Folgende Geschichte aus der Kategorie "Dümmster anzunehmender Admin" wird nur für die interessant sein, die ein bisschen Ahnung von Netzwerken haben, bzw. wissen, welch tolle Möglichkeiten ein gutes LAN bietet. Dafür ist sie aber wenigstens 100% wahr:

Unsere Schule sollte 2002 auch endlich ans Netz. Dazu muss man sich über folgendes bewusst werden:

Frage 1:
Was tut man, wenn 20 Rechner, die bereits mit 10-MBit-Koaxialkabeln vernetzt sind, an eine 0,768 MBit-DSL-Leitung anbinden möchte?
Antwort:
Besser mal auf 100MBit Aufrüsten. Dazu nötig waren lediglich mehrere hundert Meter neuer Kabel, 20 neue Netzwerkkarten, ein 50-fach-Switch, 30m Kabelkanal größe XXL. Kein Problem, wo unsere Schule doch seit Jahren nichtmals genug Geld für eine (einzige) neue Tintenpatrone hatte. Die Alten Kabel verkauft man (gewinnbringend!) an die Schüler. PS: Die Gefederten Drehstühle sind unbedingt durch starre Holzstühle zu ersetzen, die alten Stühle kommen auf den Sperrmüll.

Frage 2:
Was verwendet man, um ein DSL-Modem mit einem 50-fach-Switch zu verbinden?
Antwort:
Einen Uralten Linux-Server, damit darauf auch gleich die Schulhomepage gehostet wird, und der Mailverkehr abläuft. (Klingt soweit logisch...)

Frage 3:
Wie lange dauert es, diesen Server zu konfigurieren?
Antowort:
Viele Monate.

Frage 4:
Was ist von dem Netzwerk danach zu erwarten?
Antwort:
* eigener smtp- und pop3-server nicht nutzbar, weil niemand das passwort kennt
* fremder smtp- oder pop3-server nicht nutzbar, weil ports gesperrt
* gleiches gilt für ftp-server
* gehostete standart-http-seite ("Hier sehen sie einen neu eingerichteten Server...") nicht austauschbar, weil dafür nötiges ftp-Passwort niemand kennt
* gehostete "Internet-Homepage" (die nie einen Inhalt haben wird) per Firewall vom Internt getrennt
* Server hat gleiche, feste IP-Adresse wie einer der Clients
* Der intern verwendete IP-Bereich ist nicht für die interne verwendung bestimmt --> Zugriff auf manche Webseiten geht nicht
* Damit die Schüler im Netz surfen können, muss der Lehrer das Internet erst aktivieren. Nur 10% der Lehrer kennen jedoch das Passwort und können daher das Internet im Unterricht nutzen.
* 10% der Schüler kennen jedoch auch die Login-Daten. Dies war auch zu erwarten, denn: Password="internet" und User="internet"
* Mit den Login-Daten können diese Schüler das Internet auch wieder deaktivieren. Besonders schön, wenn der Lehrer A gerade Lehrer B geholt hat, damit der ihm das Internet aktiviert, und dieser gerade wieder gegangen ist (Lehrer B würde niemals das Passwort an Lehrer A verraten!)
* Wenn Daten zwischen z.B. Client3 und z.B. Client17 ausgetauscht werden sollen, geschieht das über Client14, welcher als einziges ein freigegebenes Verzeichnis hat
* Die Clients 4, 9 und 16 können den "Server-Client" 14 nicht sehen. Der wiederum sieht die Clients 13, 1 und 19 nicht. Die wiederum...
* Seit Client 14 ausgefallen ist, werden Dateien an alle Schüler verteilt, indem diese mit einer (!) Diskette herumgegeben werden
* Eine zweite Diskette (falls die erste mal verschwindet) gibt es nicht
* Da Disketten ja immer Viren enthalten, sind die Diskettenlaufwerke mit abschließbaren Diskettendummys geschützt
* Leider ist der Schlüssel verloren gegangen
* Auf keinem der Clients stimmt das Datum oder die Uhrzeit
* Das Ändern der Uhrzeit auf den Clients ist nicht möglich, da dies extra deaktiviert wurde
* Jeder kann auf den Clients beliebige Software und Treiber (de)installieren
* Den Schülern sind Spielchen mit "net send *" in Kombination mit bat-Dateien und goto-Schleifen bekannt. Die Ports für den Nachrichtendienst wurden jedoch nicht gesperrt.
* Es gibt einen extra Lehrer-Rechner
* Es gibt auch einen High-end-Beamer
* Wegen des zu kurzen Kabels ist jedoch der Beamer nicht am Lehrerrechner, sondern am Schülerrechner 12 angeschlossen
* Als Druckserver muss ebenfalls ein Schülerrechner herhalten (aber natürlich keiner, der schon mit einer anderen Aufgabe betraut ist)
* Der "lebenswichtige" Not-Aus-Schalter ist so angebracht, dass ca. jede dritte Stunde jemand Versehentlich drankommt. Der Server wird davon nicht beeinfluss, der hängt am anderen Stromkreis.
* Wird danach der Strom wieder aktiviert, fliegt die Sicherung raus. Dann ist endlich auch der Server aus.
* Die Schüler müssen sich mit einem allen bekannten Passwort im Windows anmelden
* Alle 30 Tage wird jeder Schüler vom Windows geben, das alte Passwort durch ein neues zu ersetzen. Hinweis: An einem PC müssen verschiedene Schüler arbeiten
* Der Server wird auf Anweisung täglich Punkt 16 Uhr per Stromunterbrechung abgeschaltet.
* Außerdem: Es darf nie eine physische Verbindung zwischen einem Rechner mit (fast) wichtigen Daten und einem Rechner mit Internet geben. Stattdessen muss der Datentransfer zwischen diesen ebenfalls per Diskette ablaufen.
* Wenn ein Gerät defekt ist, geschieht dir Reparatur durch Anbringung eines (selbst angefertigten) Schildes "Defekt".

Frage5:
Was benutzt man als Lehrer, wenn 18 Schüler wichtige Internet-Recherchen machen und 2 Schüler stattdessen chatten?
Antwort:
Notaus-Schalter.

Frage6:
Was tut man, wenn man als Admin so ein schlechtes Netzwerk eingerichtet hat?
Antwort:
Man gibt niemandem das Master-Password, geht, und kommt mindestens zwei Jahre nicht wieder.


Wir hatten das Glück, einen Admin und ein Lehrerkollegium inklusive Schulleitung zu haben, die alle Regeln der Kunst beherrschen, und die ohne Probleme alle Fragen in der Theorie beantworten konnten und in der Praxis umsetzten.


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