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DAPapierkorb

Beitrag von Lissy, am 18.07.2014
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Eigentlich bin ich ja Software-Entwicklerin, helfe aber gelegentlich auch mal bei einem Kunden unserer Firma im Helpdesk aus. Denn bei fast 1000 Rechnern in der Firma bleibt der eine oder andere DAU nicht aus. So hatte auch ich als Aushilfs-Helpdeskler das eine oder andere kuriose Erlebnis.

Aber wenn mir jemand das, was ich da vor ein paar Jahren selbst erlebt habe, erzählt hätte - ich hätt's nicht geglaubt!

Es ereilte mich damals nämlich folgender Anruf:

A = Anrufer
L = Lissy
in [] = meine Gedanken

A: Ich brauche DRINGEND Ihre Hilfe! ALLE MEINE DATEIEN SIND WEG!!!
L: [Kann ja immer mal wieder passieren, daß sich eine(r) aus Versehen was löscht...] Haben Sie die vielleicht versehentlich gelöscht, oder eventuell beim Sichern verschoben anstatt kopiert?
A: Beim... was?
L: Na ja, ich dachte Sie haben vielleicht einen USB-Stick oder eine externe Festplatte, wo Sie Kopien Ihrer Dateien regelmäßig gesichert haben? Dann könnten Sie diese ja wieder zurückspielen...
A: Ach so, äh... Nein!
L: Dann verfahren Sie bitte wie folgt: *erklärbär zum Thema Papierkorb und Dateien wiederherstellen*
A: Wollen Sie mich Vera...?
L: [WTF?!?, Windoof ist doch hier in der Firma so konfiguriert, daß "gelöschte" Dateien immer zuerst in den Papierkorb kommen] Nein, die Sache ist die... *erklärbär zum Thema Dateien löschen und Papierkorb*

Was sich im weiteren Verlauf des Gesprächs herausstellte, ließ selbst mich vom Glauben abfallen - obwohl ich dank DauJones und diversen Verwandten/Bekannten schon damals so einiges gewohnt war:

A hatte ALLE seine Arbeitsdateien im Papierkorb abgelegt, anstatt - so wie jeder halbwegs normale Windoof-Benutzer auch - diese in einem "normalen" Ordner auf seiner Festplatte (oder noch besser: auf einem regelmäßig gesicherten Netzlaufwerk) abzulegen. Er meinte, so könne er wunderbar auf verschiedene Versionen ein und desselben Dokuments zurückgreifen.

Sein Procedere beim Bearbeiten einer Datei war wie folgt:
- Datei aussem Papierkorb auffen Desktop "wiederherstellen"
- Kopie der Datei auffem Desktop erstellen
- Die ursprüngliche Datei wieder in den Papierkorb schieben
- Die Kopie umbenennen, bearbeiten und abspeichern
- Die abgespeicherte, nun geänderte Version der Datei vom Desktop in den Papierkorb verschieben.

Neue Dateien wurden z. B. so erstellt:
- Word öffnen und neues Dokument tippen
- Datei auffem Desktop abspeichern
- Datei in den Papierkorb verfrachten

Unglaublich, aber wahr: Das muß A so mindestens zwei Jahre lang durchgezogen haben! ZWEI JAHRE, in denen diese exotische "Ablagemethode" offenbar niemandem aufgefallen ist (oder niemand versucht hat, diese ihm auszureden)!

Irgendwann fand A wohl nicht nur den Button "Papierkorb leeren", sondern diesen auch noch derart verlockend, daß er nicht mehr widerstehen konnte. Nun sind seine Dateien weg! Die Arbeit von zwei Jahren ist futsch!

Naja..., fast futsch... Dank einer Datenrettungs-Software konnte ich immerhin knapp die Hälfte der Dateien wiederherstellen und wollte diese letztendlich bei ihm wenigstens in "seine Dokumentordner ablegen. A bestand aber darauf, daß ich die Dateien auf dem Desktop ablege. Mir schwante schlimmes...

Aber ich bin Dienstleisterin und A ist Kunde, also erfülle ich A - den immer lauter schrillenden Alarmglocken zum Trotz - seinen Wunsch, riet ihm aber dringendst von einer weiteren Verwendung des Papierkorbs als Ablage für seien Arbeitsdateien ab.

Hätte ich mit der Bürowand gesprochen, wäre der Effekt wohl derselbe gewesen. Denn was macht A???

Riiiiiiiichtig: Papierkorb auf und Dateien reingeschoben. Wie pflegte doch weiland eine meiner Lehrerinnen zu sagen: "Manche lernen's nie und andere noch später!"

Bei soviel Beratungsresistenz war jeder Widerstand zwecklos; es blieben mir nur noch Kapitulation und Rückzug

Ich habe dann aber natürlich dem Abteilungsleiter der EDV Bericht erstattet. Zum Glück war an diesem Tag nicht der 1. April und der Abteilungsleiter schenkte mir nicht nur Glauben, sondern schickte A eine entsprechend formulierte Mail, welche auch A's Vorgesetzter sowie meine Wenigkeit in Kopie erhielten.

Aber die Mail schien wohl nicht die gewünschte Wirkung erzielt zu haben, denn was widerfuhr einem meiner Kollegen keine drei Monate später?

Genaaaaau! Der Kollege bekam einen Anruf:

A: Ich brauche DRINGEND Ihre Hilfe! ALLE MEINE DATEIEN SIND WEG!!!

Und ja - es war wieder dieselbe Ursache...

*TILT*


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