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Der Autoschlüssel

Beitrag von holgi, am 15.07.2014
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Letzte Woche beschloss meine beste Ehefrau sich auf den Weg nach München zu machen zu Ihrer Schwester. Da wir im Internet eine preisgünstige Möglichkeit gefunden hatten diese Fahrt zu unternehmen (30€) bestellte ich ein Ticket via Indernet (kein Schreibfehler). Meine Frau hatte schon öfters diesen Service in Anspruch genommen und die Buchung war schnell erledigt und per Kreditkarte bezahlt. Danach noch das Ticket drucken und gut war.

Abfahrtzeitpunkt 07:30 am Donnerstag. Da mein holdes Weib nicht wirklich mit fremden Lokationen zurecht kommt, wurde Ihr von mir offeriert sie zum Busbahnhof in Zürich zu begleiten. Da es nicht direkt auf meinem Arbeitsweg lag musste ich einen kleinen Umweg machen. Als sie den Rest des Weges erkannte, 150 Meter vor dem Bahnhof, sagte sie ich könne sie jetzt alleine zum Bus gehen lassen und ins Büro fahren.

So weit, so gut. Ich sitze im Zug Richtung Arbeitsstätte. Meine Pendlerzeitung aufgeschlagen und die News von Gestern am Studieren. Handy klingelt. „Alles Ok?“. „Nein, der Busfahrer nimmt mich nicht mit wegen dem Hund.“ WTF. „Ok, geh zum Schalter am Bahnhof und hole Dir ein Zugticket, ich bezahl es Dir.“
In der Erwartung dass das Thema für erledigt war kam ich im Büro an. Beim Studium der letzten Mails klingelt wieder das Telefon. „Ich bin jetzt wieder daheim. Das war mir zu teuer.“ (180 CHF)

Normalerweise ist meine Frau nicht so nah am Wasser gebaut, aber ich spürte schon das die Tränen auf ihr Handy tropften.
Da ich eh schon den Freitag als freien Tag gebucht hatte, um mal endlich einige Dinge für die ich meine Ruhe brauche zu erledigen, sagte ich Ihr, dass ich Sie am Freitag auch nach München bringen würde. Dann braucht sie nur die Rückfahrt buchen. „Nö, dann bleib ich nur bis Sonntag und fahre mit Dir wieder zurück.“ TILT. „Ok, dann bleib ich auch bis Sonntag.“ Das freie Wochenende war weg.

Frau war zufrieden, ich nicht. 5 Minuten das nächste Klingeln am Handy. „Wer passt den auf die Katzen auf?“ WTF. „Ruf Ramona an, die macht das doch ganz gerne.“ „Ich erreiche sie nicht.“ „Ok, dann ruf ich Samy an.“ Samy und Ramona sind liebe Freunde von uns, und haben schon öfter auf unsere vier Katzen aufgepasst. Samy hat nach meinem Anruf sofort sein Ok gegeben. Nur mussten wir noch die Schlüsselübergabe abwickeln. Ich sagte ihm, dass wir uns um 17:00 in unserer Stammbeiz treffen. Danach erneutes Telefonat mit meiner Frau. „Komm um 17:00 ins Lombarda, Samy wartet dort auf uns wegen dem Wohnungsschlüssel.“ „Ok, ich komme.“

Ich schon etwas früher in der Beiz, wollte mich vorher noch mit jemand anderes treffen. Nach zwei Halben kommen dann auch Samy und Frau. Die Übergabe des Schlüssels kein Problem, Samy geht wieder Heim.

Meine Frau hatte sich ob des schlechten Wetters dazu entschieden, nicht wie verabredet zu Fuß zu kommen, sondern mit dem Auto. Da es wirklich teilweise stark regnete, beschloss ich mit Ihr Heim zu fahren. Dabei wurde die dritte Benutzung des Schirms an diesem Tag obsolet.

Ankunft in der Tiefgarage. Wir haben dort einen Stellplatz in einer Dreierbox. Wir ganz rechts, in der Mitte die Tochter der Mieter über uns. Diese ist nur selten dort, somit haben wir wenig Probleme mit unserem Auto einzuparken. Nicht heute, Töchterchen ist da. Mein Weib traut sich nicht in die enge Parklücke. Also muss mal wieder der Mann ran. Bringe das Ding in die enge Lücke, mit dem Autoschlüssel meiner Frau.

Jetzt ist es so, dass die Sitzposition des Fahrersitzes mit dem Schlüssel gekoppelt ist. Darum hat jeder seinen eigenen Schlüssel. Ich muss also in Ermangelung meines eigenen Schlüssels, erst die Sitzposition verändern.

Auto steht, wir gehen hoch in die Wohnung. Da aber jetzt mittlerweile die zwei Halben auf gewisse Organe drücken, beeile ich mich in die Wohnung zu kommen.

Schirm ablegen im zugehörigen Ständer, Rucksack ablegen und aufs Stille Örtchen. Dabei bemerke ich noch beiläufig dass beim Ablegen des Schirms der Autoschlüssel meiner Frau mir entgleitet und in den Schirmständer fällt. Mit dem Willen, diesen nach Abschluss des wichtigen Geschäfts, wieder aus dem Schirmständer seiner bekannten Position zukommen zu lassen, vergesse ich das. (Zwei Halbe)

Anschließend kommt es zu Hektik wegen Koffer packen und diverse anderer Dinge zwecks morgiger Abreise. Schlüssel wird also vergessen.

Auf der Fahrt nach München fragt Frau wo den Ihr Autoschlüssel sei. Ich sage ihr, dass er wohl auf meinem Schreibtisch liegt, da ich dort normalerweise meinen auch ablege.

Es wird Sonntag, und wir kommen zurück. Erste Aktion, wo ist der Autoschlüssel. Die halbe Wohnung wird auf den Kopf gestellt, nichts gefunden. Da es auch in München das eine oder andere Weißbier gab, ist mein Gedächtnis ob des Schlüssels nun ziemlich gelöscht.

Aber dann gibt es erstmals andere Sorgen, WM-Final. Und Deutschland gewinnt 1:0 gegen Argentinien. Gedächtnis komplett gelöscht.

Heute früh daheim, fünf Stunden Schlaf sind nun mal nicht genug. Um elf Meeting am Arbeitsplatz. Bevor es losgeht geht das Telefon. Frau: „Ich muss noch zum Einkaufen.“ „Nimm meinen Schlüssel, ich habe ihn doch gestern hingelegt.“ „Dann muss ich aber den Sitz verstellen, so kann ich nicht fahren.“ „Links unten am Sitz sind die Einsteller, musst halt ein bisschen probieren. Ich habe jetzt Meeting, rufe Dich in 30 Minuten zurück.“

Nach dem Meeting Anruf bei Frau, keiner geht ran. Mal wieder Handy nicht mitgenommen, ARRGH.

Frau geht raus mit Hund. Ich schlendere so am Schirmständer vorbei, wer grinst mich frech an?
Der Autoschlüssel meiner Frau.

Als sie wieder kommt präsentiere ich voller Stolz den Schlüssel. Sie ist happy, bis ich ihr sage, sie muss nun den Sitz für ihren Schlüssel wieder neu justieren. Kinn runter klapp.

Ich nun für meinen auch wieder.

Fazit: 180,- CHF für das Ticket meiner Frau wäre viel billiger gekommen als dieses Wochenende.
Und ich Dau muss nächstes mal die Geschäftsbedingungen der Busunternehmen besser studieren.



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