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Jaja, da steht zwar Garantie, aber das meinen wir nicht so ... (lang, Popcorn/Bier bereithalten)

Beitrag von Dachschaden, am 11.04.2014
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Der Dachschaden hat jetzt einen richtigen Schaden. Nur leider nicht am Oberstübchen (d.h. nicht mehr als sonst), sondern am Laptop. iCore 7, mit einem edlen Gentoo und alles perfekt eingerichtet. Am Morgen eingesteckt, am Abend ausgepackt, und das Display schimmert gar wunderlich. Die LCD-Scheibe, auf der das Bild projeziert wird, wunderlich weiß, schwarz und blau, von Rissen durchzogen, welche ihren Ursprung von dem unteren Rand des Bildschirms finden.

Nun gebe ich zu: ich habe tatsächlich schon öfters Rechner verschrottet, meist sogar absichtlich, weil ich leichte Aggressionsprobleme habe. Weiss ich selber. Aber wenn ich's beheben würde, wäre das Leben nur halb so interessant. :) Und hier bin ich es nicht gewesen. Der Schaden hat auch seinen Ursprung an einem Punkt, an dem man schon Zirkusakrobat sein müsste, um ihn fallen zu lassen. Kurzfassung: Spricht alles für Pusch am Bau. Und da ich noch Garantie auf das Ding habe, dachte ich mal, rufste beim Hersteller an (der Dachschaden weiß nicht viel, aber den Unterschied zwischen Gewährleistung und Garantie kennt er), klärst mit denen die Abholung und die Reparatur, weil das Ding vor seiner Zeit den Geist aufgegeben hat. Displayreparaturen sind laut Garantieschein übrigens explizit gedeckt, bis ein Jahr.

Ich sende das Ding also am 20.03, einen Tag später erhalte ich per E-Mail die Nachricht, dass der Lappi angekommen ist und die Bearbeitungszeit max. 15 Tage beträgt, und freu mich, dass alles so schnell geht.

15 Tage kamen und gingen. Nichts hörte ich vom Support, keine Mail, kein Brief, kein Paket, keine Brieftaube. Also versucht der Dachschaden, aus dem Internet eine Mail-Adresse für den Support zu finden, und findet auf der Herstellersite nur ein krüppeliges Webformular. Nee, Danke! Man kann nicht alles durch HTTP ersetzen, und das ist gerade so ein Fall. Also weitergesucht, nichts gefunden und dann einfach mal info@xxx.com angeschrieben, meistens haben die Firmen hierunter ein Sammelkonto. Und tatsächlich kam eine Auto-Reply-Antwort, dass die Mail eingetroffen sei, dass man sich darum kümmern werde und, wenn es ein Softwarefehler sei, man ja schon mal die FAQ lesen könne (wird noch wichtig).

Nur kam dann auch nichts mehr. Am 07.04 wurde es mir dann schließlich zu bunt, und ich schrieb wiederum eine E-Mail, in der ich Informationen zu meinem Laptop verlange. Ticketnummer, Seriennummer, Whatever, ich gab alles an - und erhielt immer noch keine Antwort. Na denn, dachte ich, dann rufste da halt an und verlangst nach Antworten. Telefonnummer von Seite stibitzt und los gelegt.

Erster Anruf: Supporter meinte, dass seine Abteilung da keine Informationen hätte, da müsste ich schon bei der Abteilung für Service-Fälle anrufen, und gab mir deren Nummer.

Achtung, jetzt wird's bizarr!

Zweiter Anruf: Diesmal erreichte ich eine First-Level-Supporterin, die von Technik ungefähr so viel Verstand wie ein Huhn vom Tauchen. Sie fand zwar meine Daten im System, meinte aber, dass der Kostenvoranschlag (huh? Ich dachte, das ist ein Garantiefall) schon an mich geschickt worden wäre (nicht so schnell, ich bin noch beim Garantiefall, bei nicht erhaltener Post/Mail bin ich noch gar nicht), und außerdem hätten sie keinen Mail-Support.

Aha. Gut zu wissen. Kein Mail-Support also. Aber einen Auto-Reply-Dienst laufen lassen.

Also erklärte ich der Frau erstmal, wie deren Autoantwortmails aufgebaut sind, nur um über den Mund gewischt zu bekommen.

[S]upporterin: Ja kennen Sie das denn nicht, wenn sie irgendwo bestellen, dann bekommen Sie auch immer automatisch eine Antwort!
[I]ch: Mag sein, aber in Ihrer Mail stand, dass man sich umgehend bei mir melden würde, und das ist nicht geschehen.
S: Nein!

Oha, eine der Marke "Kunden sind eh zu dämlich, Computer versteht aber auch keine Sau, und ich sage auch nur das, was mein Chef mir sagt". Warum immer ich ...?

I: In Ihrer Auto-Reply-Antwort stand, dass man bei Software-Fehlern für eine schnelle Antwort die FAQ-Konsultieren soll ...
S (unterbrach mich): Ja weil wir keinen Mail-Support haben, sollen sie die FAQ verwenden.
I (fuhr stoisch fort): ... und wenn das nicht helfen sollte, egal, man würde sich schon bei mir melden.
S: Nein!
I: Aha, also dann verarschen mich entweder mein IMAP-Client oder Ihr SMTP-Server.

Buffer-Overflow im Logikmodul der Supporterin. In einer solchen Situation hilft nur schneller Kontextwechsel!!

S: Sie haben doch das Webformular verwendet, um uns zu kontaktieren? (Erwartete sie ein Ja?)
I: Nö, ich hab eine Mail an info@xxx.com gesendet.

Erneuter Buffer-Overflow. Scheiße, wenn das einer rauskriegt, lande ich noch im Knast, weil mein Kopf dann als Hackertool angesehen werden könnte. :(

S (wieder Kontextwechsel, dummerweise zurück zum vorherigen): Wir haben keinen Mail-Support.
I: In ihren Auto-reply-Dienst steht, Sie hätten einen.
S: Nein!

Oha, der Admin war mir auf der Schliche, aber hat nur den Exploit, nicht den Fehler gefixt.

I: Madame, wir bewegen uns im Kreis ...

Nächster Themenkomplex: Kostenvoranschlag.

S: Die Garantie bezieht sich nicht auf Displays!
I (wedele hörbar mit dem Garantieschein): Auch auf die Gefahr hin, ein Klischee zu produzieren: doch! Steht so auf'm Garantieschein.
S: Nein!

Papst, die Erde ist rund, Magellans Crew hat sie umrundet!
- Nein!

S: Außerdem haben die Flüssigkeit im Gerät gefunden, das ist selbstverschuldet, das müssen sie zahlen!
I: Auf dem DVD-Laufwerk ist ein bisschen Rost, ist aber noch voll funktionstüchtig und hat NULL mit dem Display zu tun.
S: Egal, die Werkstatt will's nicht reparieren.

Oha, jetzt sind wir schon auf die Gnade der Werkstatt angewiesen? Aber vorher lassen sie mich "gnädigerweise" die Festplatte ausbauen oder was?

S: Und das Display ist kaputt, da haben sie wahrscheinlich was zwischen Keyboard und Display gelegt und dann zugeklappt, und da ist die LCD-Scheibe zersprungen.
Ich: Dann müssten ja auch auf der Display-Scheibe und der Tastatur selbst Schäden sein, da sind aber keine.

Wieder Buffer Overflow. Diesmal kam ich aber nur in die "Da müssen sie bei der Werkstatt anrufen"-Funktion. Glücklicherweise lag die Telefonnummer der Werkstatt auf dem Stack, also geholt und Telefonat beendet.

Dritter Anruf: gleiches Spiel wie zuvor, nix neues. Wenigstens bekam ich die Zusage, mal den Kostenvoranschlag per Mail zugesendet zu bekommen.

Am nächsten Tag war er dann auch da. 62€ für Display und 90€ für Posten, die mir nicht mal ein englischer Muttersprachler hätte übersetzen können. Und auch, wenn der Dachschaden eine große Klappe hat und viele Buzzwords kennt, dann ist er doch heimlich eine arme Kirchenmaus.

Jetzt muss ich erst mal den Lappi noch mal für ein Gegengutachten einsenden, und dem Support dieses dann noch in Rechnung stellen. Und weil die das wahrscheinlich nicht anerkennen werden, wird das noch vor Gericht laden. Spaßfakt: ich bin Anwendungsentwickler und habe jetzt keinen ordentlichen PC zum programmieren ... wie sach ich immer so schön? Die Kompetenzspitzen in diesem Land zeigen oft nach unten.


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