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Sankt LaserJet

Beitrag von Jan P, am 26.07.2013
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Sag mir keiner was gegen guten alten Laserjets! Einfach unkaputtbar: kein Papierstau, sogar gestochen scharfer Ausdruck, trotz...

Aber ich greife vor.

Ich betreue die "EDV" eines kleinen Notariats. Heute Mittag kommt ein Anruf von der Sekretärin:
(S): "Unser Drucker ist so komisch!"
Ich liebe diese präzisen Fehlerbeschreibungen!
Also frage ich zurück:
(I): "Wie komisch ist er denn?"
(S): "Der macht so Geräusche, und das Papier kommt so komisch raus!"
(I): "Wie genau?"
(S): "Ja, so ... verbogen, irgendwie!"
(I): "Verknickt, zerkrumpelt?" (Vermutung: Papierstau.)
(S): "Nee, eher so mit Beulen!"
(I): "Meinen Sie wellig?"
(S): "Ja, richtig!"
(I): "Wie lagern Sie das Papier denn? Kann das irgendwie feucht geworden sein?"
Mein erster Fehler – ich hätte nicht nach der _Lagerung_ fragen sollen...
(S): "Nein, das liegt im Schrank, da ist alles trocken." (War nicht mal gelogen...)
(I): "Na gut, ich bin hier gerade bei einem anderen Kunden, ich komme dann in etwa zwei Stunden vorbei. Bis dahin machen Sie bitte nichts!"
Mein zweiter Fehler. Ich meinte natürlich: "Drucken Sie nicht weiter." Mir ist nicht in den Sinn gekommen, dass man das missverstehen könnte. Sie hat wohl verstanden: "Machen Sie nichts anders als sonst auch."

Als ich zwei Stunden später ins Büro komme, fällt mein erster Blick auf den Laserjet, der munter vor sich hin druckt – allerdings gibt er dabei Geräusche von sich wie eine gequälte Seele im Fegefeuer.
Ein zweiter Blick veranlasst mich, zwei schnelle Schritte nach vorn zu machen und das Stromkabel aus dem Drucker zu reißen.

(S) (kreischend): "Was machen Sie denn da?!"
(I): "Ihnen das Leben retten, vielleicht?"
(S): "Sie können doch nicht einfach das Kabel rausreißen! Der druckt doch noch!"
(I): "Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie nicht weiter drucken sollen!"
(S): "Nein, Sie haben gesagt, ich kann so weitermachen!"

An dieser Stelle taucht, durch die Lautstärke unserer Kommunikation aufgeschreckt, der Notar aus seinem Büro auf. Die Sekretärin überschüttet ihn sofort mit einem Wortschwall, der darauf hinausläuft, dass ich alles kaputt gemacht hätte.
Als er sich endlich mir zuwendet, weise ich nur stumm auf die _Wasserlache_, in der der Drucker steht! Das Wasser ist schon vom Tisch gelaufen und hat den Teppichboden durchtränkt! Und nasse Fußabdrücke weisen darauf hin, dass die Sekretärin da schon mehrmals hineingetreten ist.
(S): "Oh, das hab ich gar nicht gesehen!"

Die Frage "Was haben Sie gemacht?" beantwortet sie natürlich erst einmal mit "Nix!"
Inquisitorische Befragung durch Ihren Chef ergibt dann folgenden Sachverhalt:
In der Mittagspause war sie zum Essen weg. Und offenbar hat sie vergessen, das Fenster zu schließen. Das Büro liegt im Dachgeschoss, und das Schrägfenster befindet sich genau über dem Drucker. Daher hat der Regenschauer, der zwischenzeitlich niederging, den Laserjet komplett unter Wasser gesetzt.
Die Sekretärin, als sie zurückkam, hat zwar mit Papiertüchern den Drucker äußerlich abgetrocknet – aber auf die Idee, dass das Wasser da vielleicht auch reingelaufen sein könnte, ist sie anscheinend nicht gekommen – nicht einmal, als die Ausdrucke wellig und spürbar feucht heraus kamen.

Sie fand dafür eine typische DAU-Lösung: sie hat einfach den Einzelblatt-Einzug benutzt...

In der Papierlade steht das Wasser noch zentimeterhoch auf den Blättern (Foto verfügbar!). Als ich den Drucker hochhebe, rinnt ein dünner Wasserstrahl auf den Teppich.

Ich zerlege den Drucker feldmäßig und breite die Teile zum Trocknen aus.
Alles tropft: Papierlade, Tonerkartusche, Belichtungseinheit.

Und dabei hat das Ding die ganze Zeit klaglos gedruckt – sogar auf dem durchweichten Papier ist die Schrift einwandfrei. Kein Papierstau. Kein Kurzschluss.

Ein echtes Wunder.

Hat mal jemand die E-Mail vom Vatikan? Ich denke, ich werde für diesen Drucker die Heiligsprechung beantragen.




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