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Backup Beratung

Beitrag von Ekuah, am 17.08.2012
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Nachdem man mich drum gebeten hat, gebe ich hier nun die die Geschichte wieder welche dazu geführt hat, das ich nur ungern Leute in Backupfragen berate.
Die Geschichte ist etwas länger, nicht unbedingt witzig aber es gibt definitiv einen DAU.

Eines schönen Tages wurde ich mal wieder dazu gebeten einer Studentin Computerratschläge zu geben. Man muss dazu wissen, wir haben hier keine echte EDV sondern wir Techniker sollen "die Computersachen so noch eben nebenbei machen" (Zitat!)
In diesem Fall wollte die Studenten ihre zahlreich gesammelten Messdaten aus Übersee sichern.
Sie fragte mich so wörtlich "Ekuah* was ist sicherer fürs Backup DVD-RW oder USB-Festplatte"
(*=Namen aus Datenschutzgründen geändert)
Da wir grad in Ihrem SHK-Büro waren konnte ich auf der Fensterbank und auf ihrem Schreibtisch mehrere CDs offen rum liegen sehen. (Zur Anmerkung: UV Licht durch offene Fester tut gebrannten CDs gar nicht gut.)
Daher war die Antwort einfach. Ich sagte: "Festplatte ist auf jeden Fall SICHERER. DVD RWs kannst du nur ein paar mal wieder beschreiben und sind empfindlich gegen Sonnenlicht und Kratzer. USB Festplatte ist dagegen etwas stoßempfindlicher."
Darauf holt Sie sich so eine 2,5" Platte mit zwei USB Anschlüssen (der Zweite zur besseren Stromversorgung).
Von diesen beiden hat sie generell immer nur Einen verwendet. ("Funktionier doch auch so")
Vom „Hardware sicher entfernen“ hielt Sie nichts. ("Wieso das denn? Man braucht doch nur Kabel ziehen und Windows merkt das dann selber")
Dass man die Platte nach dem Abziehen noch 2-3 Sekunden liegen lassen und nicht gleich in den Rucksack werfen sollte ergab auch nur verständnislose Blicke.

Wie es so denn sein musste, nach einem halben Jahr hatte die Platte genug und verweigerte den Dienst.
Recht ungehalten kam die Studentin dann bei mir ins Büro und war mir vor: "Ekuah was hast du für einen Mist erzählt, du hast behauptet, eine USB Festplatte wäre SICHER, jetzt geht das Ding nicht mehr"
(Die aufmerksamen Leser merken hier vielleicht wie die Dame aus einer relativen Aussage eine Absolute gemacht hat)
Na ja man versucht halt zu helfen schaut sich das Teil an, schraub es auf, schließt es mal an und hört schnell das da Hardware es hinter sich hat und mit Software nix mehr zu reißen ist.
Ich gebe ihr die schlechte Nachricht, und meine noch dass alle Hardware früher oder später ’mal ausfallen kann. Und so wie Sie das Ding behandelt hatte, es war es eben früher.

Sie dann: "Und was ist jetzt ist das ganze Backup mit meinen Messdaten aus Übersee weg"
Ich meinte: "Dann nimm doch die Originaldaten von den du das Backup gemacht hast"
Sie darauf: "Ach Die hab ich gelöscht. Weil ich den Platz auf dem Laptop brauchte"
Ich (real): Facepalm
Ich (mental): in die Tischplatte beißend

Danach hatte ich dann erklärt dass ein Backup nur dann ein Backup ist wenn die Ursprungsdaten erhalten bleiben. Sonst wäre es eine Datenauslagerung ohne Sicherheitsgewinn.
Ein Kostenvoranschlag ergab dann eine Summe von 800Euro von denen Sie verlangte das ich mich daran zu beteiligen hätte, da ich Sie ja falsch beraten hätte! Ich dachte nur: "Träum weiter"

Seitdem Antworte ich bei DAUs die mich einem sicheren Backup fragen folgendermaßen:
"Nimm deine Daten und meißele Sie in mindestens zwanzig Zentimeter dicke Granitplatten. Die Platten nimmst du dann und versenkst sie dann an einer tiefen Stelle im Meer"
Danach belästigen mich die Meisten nicht weiter.
Nur einer hat mal gefragt "Und wie komm ich an die Daten wieder dran?"
Mir fiel nur ein: "Du hast nach dem Backup gefragt, vom Restore war keine Rede"
(Ja das mit dem Hexdump auf Steinplatte gibt es schon in einem anderen Beitrag, aber auf diese Methode bin ich auch alleine gekommen)

Zweiter Akt: (Ja es geht noch weiter)
Besagte Studentin kam nach einer mehrjährigen Abwesenheit als Doktorantin wieder zu uns an die Uni. Ich wurde wieder gerufen weil Sie wieder Backup-Probleme hatte.
Ich nehme an dass Sie auf der Backup-USB-Festplatte Daten hin und her geschoben hat, und dass dabei Etwas schief gegangen war.
Die Daten waren noch vorhanden aber die Sortierung war flöten.
Da ich kein Land in dem Datenchaos sehen konnte, meinte ich wieder "Nimm doch einfach die Orginaldaten und ziehe ein neues Backup"
Darauf Sie wieder "Die gibt es nicht mehr, hab ich gelöscht, ich brauchte den Platz"
Ich dann "Was habe ich dir über den Unterschied zwischen Backup und Datenauslagerung mal erklärt?"
Sie "Das ist mir egal, ich nenne das Backup, das hat zu funktionieren, bring das wieder in Ordnung"

Seit dem Tage weiß ich WIRKLICH was Erkenntnis-Resistenz ist.

An die Leser die es bis hierhin geschafft haben:
Danke fürs lesen und sorry das es so lang geworden ist.

P.S.
Die Rechtschreib- und Grammatikfehler sind Ausdruck meines individuellem Stils und unterliegen dem Copyright :-p



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