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OT: Parke lang und in Frieden

Beitrag von Nurminen, am 28.06.2010
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Ich möchte hier jetzt eine Geschichte erzählen, die ich (vor vielen Jahren schon) von einem Bekannten - ich nenne ihn hier mal Mike - erfahren habe.

Schauplatz ist ein kleiner See, an dem eine Veranstaltung stattfinden sollte - ein Open-Air-Konzert mit Feuerwerk auf dem See, etc.

Die Veranstalter sorgten für eine Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Busse) und auch für genug Parkplätze für die Personen, die mit dem Auto kamen. Mike ist Polizist und war für diesen Abend als eine jener Kräfte angestellt, die auf dem Parkplatz die Autos einwiesen und für einen möglichst problemlosen Verkehrsfluss zu sorgen hatten. Natürlich funktionierte das nicht reibungslos, es gibt immer wieder Leute, die meinen, sich an keine Regeln halten zu müssen (ich glaube, es gibt hier schon einige solcher Geschichten). Mit solchen Leuten wurde nicht lange gefackelt, es bestand die Anweisung, Falschparker in Zufahrten etc. gnadenlos abschleppen zu lassen. Das organisierte Seppl (Name ebenfalls geändert), der auch ordentlich zu tun hatte und fast ständig den Abschlepper am Ohr kleben hatte.

Die Veranstaltung begann und es wurde ruhiger, aber viele Stunden später, nach dem Ende der Veranstaltung ging der Stress leider wieder los, diesmal in der anderen Richtung.

Mikes Kollegen regelten den Verkehr, was das Zeug hergab, um die nicht enden wollende Blechlawine möglichst effizient auf die Straße zu verfrachten. Mike dagegen hatte die dankbare Aufgabe, sich mit den Leuten zu beschäftigen, die irgendwelche Problemchen hatten, z.B. ihr Auto nicht mehr wiederfinden konnten. Ein Großteil davon hatte nur vergessen, wo sie das Auto abgestellt hatten. Einige mussten erfahren, dass ihr Auto auf der Verwahrungsstelle gegen ein gewisses Entgelt abgeholt werden kann.

Dass dabei mit Protesten der Betroffenen zu rechnen war, das war klar. Aber einige der Betroffenen waren wirklich sehr hartnäckig und verlangten an Ort und Stelle und Sofort eine Begründung. Mike war ja kein Unmensch, er ließ sich breitschlagen und fragte nach. "Parken in der Feuerwehrzufahrt" oder "Parken im Parkverbot" usw. waren relativ oft dabei, aber auch hin und wieder die merkwürdige Begründung "Dauerparker".

Mike war nun doch etwas verwirrt und rief zur Klärung Seppl herbei. Und Seppl konnte das natürlich auch prompt aufklären. Einige der geparkten Autos hatten noch Winterreifen drauf. Seppl hat dies mit wachem Auge erkannt und dann mit seinem messerscharfen Verstand darauf geschlossen, dass es sich hierbei um Dauerparker handelte, die schon seit dem Winter dort standen und daher abzuschleppen waren.

Ich weiß leider nicht, ob Mike in dem Moment irgendwo rein gebissen oder seinen Fuß in einem Hinterteil versenkt hat, aber er erklärte später, dass man einen Dauerparker normalerweise nicht abschleppt, auch wenn es ein Zeitlimit gegeben hätte - es gibt dann maximal ein Knöllchen. Auch ist eine Schlussfolgerung von Reifentyp auf Parkdauer unzulässig. Und auch hätte Seppl wissen müssen, dass da niemand länger als ein paar Stunden stand, da der "Parkplatz" noch kurz zuvor eine einsame und verlassene Wiese war, die nur mit Pflöcken und Plastikbändern vorübergehend zu einem Parkplatz umfunktioniert wurde.

Noch so am Rande: Ein paar Leute haben ihr Auto nie wieder gesehen. Einige sind nämlich abgebrannt, laut späterer Ermittlungen hatte sich trockenes Pflanzenmaterial unter einem der Autos entzündet. Zum Glück versperrte in dem Moment niemand die Feuerwehrzufahrt, wer weiß, wie viele Autos sonst noch ringsum mit abgebrannt wären.



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