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Datenschutz für Fortgeschrittene

Beitrag von Taur, am 06.03.2010
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Mit den Worten "lieber einen miesen Job als gar keinen" hatte ich seinerzeit bei einer Leihfirma angefangen. Zeitarbeit.
Naja, wurde auch Zeit, dass ich wieder Arbeit finde.
Und so stand ich in einer Firma, die sich nicht nur als Marktführer in ihrer Branche bezeichnete, sondern die stolzgeschwellte Brust auch noch mit etlichen Zertifikaten geschmückt hatte.
Naja, wers braucht.
Eine Anforderung war nun, dass wir alle bis Anfang März unseren gesamten Urlaub einreichen mußten. Man ist ja schließlich flexibel.

Also in einer freien Minute das Formular "Urlaubsplanung" gegriffen, Name und Datum drauf und die Zeit, wann man seinen Urlaub zu nehmen gedenkt.
Das ganze dann dem Teamleiter auf den Tisch gelegt. Dieser schaut kurz drauf und meint "Das ist das falsche Formular."
Hmm ... Urlaubsplanung steht drauf, meine Name steht drauf und wann ich meinen Urlaub zu nehmen gedenke. Was soll falsch sein?
"Na du bist doch Leiharbeiter. Ihr braucht das Formular hier."
Der Zettel, den er mir hinlegt, ist mit dem ersten identisch - mit einem Unterschied: die Überschrift lautet "Urlaubsplanung - Leiharbeiter".
Na wer bin ich de3nn, dass ich diskutiere? Also fülle ich das neue Formular aus - Name,Datum, Urlaubszeit und mit der anderen Hand ziehe ich den alten Zettel vom Tisch, knülle ihn zusammen und schnippe ihn in den Mülleimer.

Plötzlich ein Aufschrei. Mein Teamleiter springt kopfüber in den Mülleimer und angelt den Zettel wieder heraus. "Den darfst du doch nicht wegwerfen."
'Hä?'
Datenschutz!"
'Hää?'
"Da sind vertrauliche Daten drauf!"
'Hääa?'
"Na wir haben doch ISO Zertifikat sound so, da müssen wir auf den datenschutz achten!"
'Öhm ... ah ja.'

Auf dem Zettel waren vertrauliche Daten. Nämlich mein Name und wann ich Urlaub zu nehmen gedenke. Deshalb mußte ich mit dem Zettel durch die ganze Werkhalle latschen und bei Ar***kälte über den Hof ins Verwaltungsgebäude.
Vierte Etage, dritter Flur, ganz hinten im Druckerraum - da stand unser Datenschutzcontainer.
Also den Zettel in den schmalen Schlitz gestopft und genüßtlich zugehört, wie der Reißwolf seiner datenschützenden Pflicht nachkommt.

Als ich endlich in meiner Abteilung zurück bin, hat der Teamleiter meinen Urlaubsantrag bearbeitet. Er kommt gerade aus dem Büro raus und trägt meinen Urlaub in den großen Kalender ein, der an der Wand hängt. Das ist wichtig, damit die anderen Kollegen sehen können, wann ich Urlaub nehme und nicht da bin.
Ach ja, der Urlaubsantrag selber landete in einer Kiste "für den Datenschutzcontainer."
Das sind schließlich vertrauliche Daten, die keiner sehen soll ...




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